Erfahrungswandel ohne Methodenwechsel? Zum „Methodennationalismus” der deutschen Rezeption von Timothy Snyders „Bloodlands”

Tr@nsit Online

Timothy Snyders international hoch gelobte Arbeit Bloodlands schraffierte den gemeinsamen räumlichen Einzugsbereich der nationalsozialistischen und der stalinistischen Massenmorde. Von einer prominenten Reihe deutscher Historikerinnen und Historiker ist sie dafür heftig kritisiert worden. Diese Kritik nahm wiederum Sebastian Huhnholz in einem jüngst unter dem Titel „Deutschsowjetische Bloodlands?“ vom Journal of Modern European History (vol. 12, nr. 4, 2014) publizierten Artikel zum Anlass, die Historikerkritik an Snyder aus einer politikwissenschaftlichen Perspektive methodologisch zu hinterfragen.

Erfahrungswandel ohne Methodenwechsel? Zum „Methodennationalismus” der deutschen Rezeption von Timothy Snyders „Bloodlands”

Ein Vergleich der Monita zeige, dass sie getragen sind von einem wesentlich normativen Unbehagen. Darin klinge eine unbewältigte Erbschaft des „Historikerstreits“ nach, die im Kontext der Vergleichenden Genozid- und Imperiumsforschung relativiert gehöre. Huhnholz kommt zu dem Schluss, dass sich die außerordentliche Kritik aus dem geschichtspolitischen Versuch speist, Deutungshoheit in geschichtswissenschaftliche Methodik zu überführen und über diesen Weg „die Erinnerungskultur einst zwecks Ausmordung überfallener Räume zu maßregeln.“ So werde „ein fehlgeleitetes Autoritätsverständnis von akademischer Aufarbeitung als Wiedergutmachungsforschung postuliert.“

Der vorliegende Beitrag nimmt diese Kritik auf und vergleicht sie mit Snyders eigener, unter dem Titel „Commemorative Causality“ in Modernism/modernity (nr. 1, 2013) erschienenen Auseinandersetzung mit der deutschen Debatte (die deutsche Übersetzung erscheint im Februar 2015 in Transit – Europäische Revue, Nr, 46).

„Bloodlands“ versus Kolonialgedächtnis

Reinhart Koselleck fragte 1988 in seinem Schlüsseltext Erfahrungswandel und Methodenwechsel nach dem Verhältnis von Erfahrung und Methode des Historikers und deren Einfluss auf das Substrat dessen, was er als historische Wahrheit präsentiert. Koselleck sieht den Historiker nicht bloß als instrumentellen Beobachter, der Material so kompiliert, dass bestimmte Interessen bewirtschaftet werden. Kosellecks „Skizze“ ist auch ein Dokument der Selbstbeobachtung, der geschichtspolitischen Einsicht, dass gewisse Anpassungen des Materials an den Zeitgeist weder allein bewusst oder unbewusst vonstatten gehen, sondern überdies geprägt sind vom Prinzip der Metanoia, von der implizit pädagogischen Hoffnung des Historikers, seinem Gegenstand eine Lektion abringen zu können, und sei es zum Trost nur diese: dass alles schon einmal so ähnlich dagewesen ist.

Kosellecks Aufsatz kreiste daher um die von ihm auch andernorts immer wieder aufgeworfenen zwei Fragen. Erstens, welchen „Sinn“ die Nachwelt einer spätestens seit der „Sattelzeit“ aus sich selbst heraus „unsinnigen“ Vergangenheit zuweist. Und zweitens, welche stets gegenwartsgeschichtlich bedingten Umstände den professionellen Historiker dazu veranlassen, gerade die Methoden auf seinen Gegenstand anzuwenden, die er eben anwendet und die das Ergebnis – „historische Wahrheit“ – sinnhaft determinieren. In Erkenntniswandel und Methodenwechsel ist es dann bekanntlich die auf historiographische Kriegsverarbeitungen zugespitzte Unterscheidung von Siegergeschichte und Verliererbewusstsein, an der Koselleck verschiedene Lernvektoren (z.B. dumpf-triumphal versus kreativ-innovativ) und Methodenpräferenzen (Auf- versus Um- oder Fortschreiben) exemplifiziert, um zu zeigen, dass deren jeweilige Kombination verschiedene Sinnstiftungen anstreben beziehungsweise zulassen. Entsprechend kontroverse oder harmonische oder dogmatische Wahrheiten vermögen sie hervorzubringen.

So liegt der methodisch wesentliche Wert der „Skizze“ denn auch mitnichten in der mahnenden Leerformel, sich der Manipulation von Vergangenheit zu erwehren, als vielmehr in der Einsicht, dass es für den Historiker keine „Vergangenheit“ gibt, die es narrativ lediglich zu dokumentieren gälte. In dem Koselleck eigenen seismologischen Feinsinn antizipierte der Aufsatz sehr viel mehr den weitestgehend stationär vollzogenen Wandel der deutschen Geschichtswissenschaft von einer nationalen Leit- und Gründungsdisziplin über die bloße Dokumentation von Früherem zur instrumentellen Anbiederung an politisch erforderliche Geschichtsinterpretationen bis hin zur nunmehr vergangenheitspolitisch aufmerksamen Memorialreflexion. Was Koselleck allerdings noch nicht – jedenfalls nicht in der heute möglichen Konsequenz und kaum anhand der von ihm gewählten Beispiele – vorausahnen konnte, ist die methodische Rückwirkung einer in sich endlich reflexiv gefederten Geschichtsbildproduktion unter der Bedingung, dass ihr eigener, so mühsam anverwandelter Gegenstand sich seinerseits erneut wandelt. Kurzum, was geschieht eigentlich, wenn als normativ-kritisch sich begreifende Methoden ihrerseits ausgerechnet von jenem Gegenstand her empirisch in Frage gestellt werden, den sie zu untersuchen und aus dessen Eigenheiten sie sich herzuleiten meinen?

Es ist solch eine Konstellation, die bei der in ungewöhnlich scharfem Ton geführten deutschen Debatte um Timothy Snyders Buch Bloodlands. Europa zwischen Hitler und Stalin vorzuliegen scheint. Snyder weist darauf hin, dass der übergroße Anteil der historiographisch in der westlichen Welt aufgearbeiteten und verwendeten Quellen über die Vernichtungspolitik an den europäischen Juden auf einer Materialmasse fußt, die von dem, was sie repräsentativ abzubilden annimmt, im doppelten Sinne erstaunlich weit entfernt ist: Dokumentiert sind überwiegend Schicksal und Leiden überlebender, westeuropäischer, mehrheitlich deutschsprachiger Juden und ihrer ermordeten Angehörigen, mithin Erlebnisse einer sehr speziellen und prozentual verschwindend kleinen Minderheit der vom antisemitischen Vernichtungsterror betroffenen Menschen. Dokumentiert sind über die vergangenen Jahrzehnte überdies vor allem solche Quellen, derer man nach dem Weltkrieg westlich des Eisernen Vorhangs habhaft werden konnte, einschließlich solcher Arbeiten von Dissidenten des Ostblocks, die sich der sozialistischen Interpretation des Zweiten Weltkrieges nicht fügten.

Die ohnehin genuin westliche Holocaustforschung sei dadurch nicht nur geprägt vom Status quo des Kriegsausgangs. Sie sei überdies dominiert durch die kontrastreichen Vorgänge in den Zentren des „zivilisierten“ West- und Mitteleuropas, geprägt durch Material deutscher Herkunft und deutscher Sprache, durch Erfahrung der seit 1933 schrittweisen und seit 1938 massiv intensivierten Ausgrenzung, der Gefahr der Deportation, der Flucht, der Verfolgung, dem Untertauchen oder den nationalsozialistisch konsequent geplanten Extremen der Kaltblütigkeit, der Ghettoisierung und Verschleppung in Konzentrations- und in Vernichtungslager. Was diese Quellengattung indes weitgehend ausspare, sei, so Snyder in einer kursorisch anspielenden Formulierung, dass etwa „97 per cent of the victims of the Holocaust did not speak the German language. Das heißt, in die Sprache der jüngeren Globalgeschichtsschreibung und Imperienkomparatistik überführt, in jenes Feld also, aus dem Snyders Bloodlands stammt, das also kein Buch der Holocaustforschung im engeren Sinne ist: Die in doppelter Weise deutsch repräsentierte Holocaustrepräsentation ist ein typischer Fall von Kolonialgedächtnis, von wenngleich normativ gut gemeinter, so doch methodisch schlecht reflektierter Repräsentation der weiterhin mehrheitlich unsichtbar gemachten Opfer.

Aus dem Umstand einer mehr oder minder pädagogisch-paternalen Stellvertretung, so ließe sich Snyders systematisierte Quellenkritik pointieren, resultiert eine Disproportionalität zwischen der Menge der überwiegend westeuropäisch geprägten Quellen und ihrer Repräsentativität die überwiegend osteuropäisch vollzogene Vernichtungspraxis, -intensität und -verbreitung betreffend. Diese Disproportionalität ist es, aus der sich der selbstbewusste Anspruch von Bloodlands speist, die Osteuropa ab 1933 betreffende Massenmordforschung methodisch zu revolutionieren: zu revolutionieren durch die Re-Lektüre und Ergänzung von Quellen in rekonstruktiver Absicht einer geographischen Verteilungslandkarte der Vernichtungen.

Ungünstigerweise aber beruht auf derselben Disproportionalität zwischen westeuropäischem Archiv und osteuropäischer Erfahrung auch die bisherige deutsche und deutschsprachige Monopolisierung der Holocaustforschung: „Because most participants in these debates relied on official German sources, the discourse took on an implicitly psychological character […]; but no historians using only German sources can reconstruct the world from which those sources arose. […] To be sure, historians of the Holocaust use their German sources critically, in both senses of the term. But they take for granted, in a way that is now unacceptable in comparable fields of historical inquiry, that the reality of conquest is exhausted by the records of the conquerors.

Die herbe Kritik, die Snyders international renommiertem Buch seitens deutscher Historikerinnen und Historiker widerfuhr, scheint vor diesem Hintergrund ein ganz eigentümliches Beispiel für die eingeführte Erwägung Kosellecks zu bieten, dass Methodenwechsel (oder der Aufruf dazu) zwar Indikatoren für einen gesellschaftlichen, vor allem auch kollektiv posttraumatischen Erfahrungswandel sind, gerade interkulturell aber zu Konflikten führen müssen, da historiographische Methodenpräferenzen und die durch sie limitierten „Erfahrungsräume“ nicht einfach von kollektiv präformierten „Erwartungshorizonten“ entkoppelt werden können: Methodenmonopole, Quellenparadigmen und Interpretationsverbindlichkeiten sind ihrerseits Apparaturen zur Identitätsreproduktion.

Damit ist der eigentlich verstörende Punkt der deutschen Debatte um Snyders Buch angesprochen, meines Erachtens der wichtigere. Snyders Bloodlands führt schon im Titel eine Raumsemantik, die, anders als es in den deutschen Geschichtswissenschaften seit dem spatial turn üblich geworden ist, keine Metapher ist, sondern ein geographisch gemeinter Terminus. Seiner durch den Begriff des „Blutes“ gewollten und dennoch missverständlichen Aufdringlichkeit zum Trotz bezeichnet „bloodlands“ nicht allein die rassistische Umcodierung osteuropäischer Landschaften durch die nationalsozialistische Blut und Boden-Ideologie, sondern zunächst einmal das Gebiet der massenmörderischen Konzentration, Interaktion und teils Kooperation des roten und des braunen Totalitarismus in der Zeit zwischen Hitlers Aufstieg und Stalins Tod. Die im Bereich der Holocaustforschung hin und wieder gängige Idee, man könne empirische Tatsachen begrifflich verscheuchen, kann hier also nicht greifen. Die Interaktion zweier Weltanschauungsreiche in den „bloodlands“ ist belegt. Und unter diesem Fokus ist das massenhafte Morden, wie Snyder es in den Blick nimmt, ein wenngleich extremer Fall für jenes globalgeschichtlich typische Raumphänomen des 19. und 20. Jahrhunderts, das Charles S. Maier jüngst „imperiales Tandem“ nannte: Ein Gebiet, in dem „die Logik imperialer Macht nicht durch einzelne Großreiche in ständiger Konkurrenz am besten zum Tragen“ kommt, „sondern durch imperiale Wechselmannschaften (Tag teams)“, seien es Doppel-, Rotations- oder andere Mehrfachokkupationen.

Das postmodern gewordene Kolonialgedächtnis zumal Westeuropas hatte sich zuletzt ja mühsam angewöhnt, die imperialistische Infiltrierung „leerer Räume“ (frontiers) oder asymmetrischer Kulturgrenzen (borderlands) als zu ächtenden historischen Prozess vergangener Globalisierungsetappen zu evaluieren. Dabei weiterhin übersehen aber wurde, „dass Historiker, die sich der Begriffe frontier und borderlands bedienten, diese üblicherweise im Rahmen der Dynamik der Nationsbildung untersucht und nicht deren dynamische Beziehung zu allgemeineren Imperialsystemen analysiert haben. In den „bloodlands“ nämlich findet gar nichts politisch Produktives statt: Man mordet, und zwar massenhaft. Der Aufbau von Neuem war für danach gedacht. Und so mordete man aus ideologisch so unterschiedlichen, ja einander weltanschaulich-definitorisch vordergründig so extrem antagonistischen Gründen, dass bald nicht mehr ignoriert werden konnte, was für den kolonialen Blick bis dahin Standard war: dass die überfallenen Räume nicht „leer“ waren, sie nicht gewissermaßen nur darauf warteten, „in Besitz“ genommen zu werden. In den „bloodlands“ war durch das totalitäre „Tandem“ vielmehr eindeutig, was für untereinander konkurrierende Imperien der Frühen Neuzeit und der Moderne zwar auch Usus war, sie aus einer Reihe von Gründen aber noch nicht ähnlich umfänglich gekümmert hatte: dass die „leeren“ Räume selbstredend nicht „erobert“ – im Sinne von: „erschlossen“ wurden. Sie wurden schlicht ausgemordet. Sie wurden entleert; mal fahrlässig, mal, um neu gefüllt zu werden.

Die Standards kolonialer Rauminterpretation und postkolonialer Rauminterpretation waren und sind einander daher wenigstens strukturell ähnlich. Im Kolonialismus herrscht jeweils eine einzige Interpretation des eroberten Raumes vor und das ist die Interpretation der einfallenden, asymmetrisch überlegenen Macht. Im Postkolonialismus löst eine koloniale oder eine postkoloniale Perspektive eine vorangegangene ab. Entsprechend wurde denn auch, etwa von Karl Schlögel, die mühevolle Arbeit, an die Massenverbrechen des Stalinismus überhaupt in ihrer Vielschichtigkeit zu erinnern, als Versuch beschrieben, das große Verbrechen, den Hochstalinismus, aus dem Schatten zu holen, in den „eine[…] noch größere[…] Tragödie“, der Zweite Weltkrieg, es verwiesen hatte. Die jüngere Globalgeschichte hingegen neigt nun dazu, diese Wechselprozesse nicht mehr einseitig aufzulösen oder als nur aufeinander folgende zu betrachten, sondern sie nebeneinander zu stellen, um sie in ihrer Wechselwirkung zu beobachten. Just dies versucht denn auch Snyder in Bloodlands. Und just dies hat für die etablierte, das heißt im oben genannten Sinne: die deutsch dominierte Holocaustforschung zwei im Folgenden herauszustellende, weil besonders provozierende Implikationen.

Erstens erscheinen unter der beschriebenen globalgeschichtlichen und imperialitätsvergleichenden Theorieperspektive einige der totalitären Phänomene im Europa zwischen Hitler und Stalin nicht mehr gar so einzigartig – wohlgemerkt: als Phänomene der imperialen Wechselwirkung an sich, nicht so sehr, was Intensität und Unmaß anbelangt. Vielmehr werden sie in eine Reihe mit anderen Ereignissen gestellt und damit ohne normative Gleichsetzung empirisch vergleichbar gemacht. Solch ein Vorgehen provoziert nicht wenige Beobachter routinemäßig und automatisch; es provoziert unwillkürlich Ermahnungen, hier würden Verbrechen relativiert, verharmlost, aufgerechnet usw. Solche Eindrücke sind nicht zu verhindern. Konstatieren wir einfach, dass sie Snyders Buch in der Sache verfehlen, da dieses auf die mörderischen Effekte der räumlichen Interaktion blickt und nicht auf ideologieanalytische Motivlagen. Es geht also, vereinfacht gesagt, um konkreten Raum und nicht um abstrakte Ideologie einschließlich abstrakter Raumideologie.

Die zweite unwillkürlich provozierende Implikation dieses Ansatzes liegt im Umstand, dass er empirisch konträr zur mittlerweile etablierten, tradierten und durchdiskutierten deutschen Singularitätsdogmatik steht, wie sie sich im Zuge des sogenannten „Historikerstreits“ zum Ende der alten Bundesrepublik hin kristallisierte. Motive, Ausmaße und Praktiken des Holocausts und der ihm vorgängigen Exklusionspolitiken sind demnach so außergewöhnlich, dass Versuche, historische und soziologische Vergleichsfolien jenseits des besonderen nationalsozialistischen Falles auch nur zu suchen, scheitern sollen. Insbesondere die seinerzeit „Renegatenliteratur“ genannte Gattung von Vergleichen faschistischen und stalinistischen Terrors – etwa George Orwells Erfahrungen des spanischen Bürgerkrieges  galt es unter diskursethische Quarantäne zu stellen; weniger freilich, um gegen die politische Theorie etwa Hannah Arendts oder Eric Voegelins zu polemisieren, als vielmehr, um Ernst Noltes Behauptung zu parieren, Hitlers Praktiken seien barbarisch, vulgo: „asiatisch“, ergo: „stalinistisch“. Auch diesbezüglich aber gilt: Snyders Buch muss von derlei nicht betroffen sein. So, wie es Raum statt Ideologie beobachten will, will es allgemeine Empirie statt spezielle Zensur.

Und somit stellt sich gerade angesichts der etwas entgleisten deutschen Debatte um Snyders Buch nicht einfach die Frage, was für eine (oder wessen) Identität durch Snyders Methode eigentlich herausgefordert wird. Überdies mag überhaupt erst (wieder) auffallen, wie sehr die etablierte westeuropäische Erinnerungskultur in Sachen Holocaust auf der strengen Distanz zwischen inhaltlichen Erinnerungstopoi und deren Medien (Erinnerung, Gedächtnis, Gedenken) einerseits und den eigentlichen Tatorten und Mordräumen andererseits aufbaut. Was gewöhnlich auf politische Erinnerungskonkurrenzen, etwa nach Bürgerkriegen, folgt, nämlich, so Koselleck, die „ganz magisch“ wirkende Idee, „den Fluch der bösen Taten zu bannen“, indem man auch die Tatorte und die Wohnorte der Täter vernichtete, war in einer gruselig anmutenden Art durch den Kalten Krieg selbst erledigt worden. Denn das, was Snyder „bloodlands“ nennt, war nicht präsent und konnte als Unort, anderer Raum und Niemandsland ausgestoßen bleiben.

Es liegt daher anzunehmen nahe, dass die von Snyder geforderte Wiederangleichung von Erinnerungs- und Tatorten, insbesondere deren im Zuge der Europäischen Einigung ohnehin unvermeidliche Integration in sehr viel fundamentalerer Weise an dem im Kalten Krieg gefundenen westeuropäischen Gedenkkonsens rührt, als es die bisherige, als verkappter Methodenstreit daherkommende Debatte zunächst vermuten ließ. Darum soll es im Folgenden gehen.

Identitätsrepräsentation und Holocaust

Der Klarheit halber sei allerdings betont, dass sich die hier vorliegenden Ausführungen auch als Erweiterungen zu meinem unter dem Titel „Deutschsowjetische Bloodlands?“ publizierten Aufsatz verstehen, und zwar als „Erweiterungen“ in methodologischer Absicht. Im genannten Artikel hatte ich zunächst rezensierend versucht, aus einer überwiegend politologischen Sicht die konzeptionelle Neuerung des Snyder’schen Ansatzes überhaupt zu erfassen, um mir sodann jenseits der weiteren Referierung der in Bloodlands umfänglich dargestellten Morddetails begreiflich zu machen, warum einige der methodischen Anteile von Snyders Monographie ausgerechnet in Teilen der deutschen Geschichtswissenschaften ob ihrer Kreativität zu wirren bis scharfen, manchmal zynischen bis feindseligen Reaktionen führten, die Snyder in einer kaum minder scharfen Replik bald als „deutsche[n] Methodennationalismus“ charakterisierte.

Von Ersterem jedenfalls, dem nach meinem Dafürhalten innovativen Ansatz Synders, hatte mein Untertitel Zum methodologischen spatial und imperial turn der aktuellen Totalitarismustheorie künden sollen. Es ging darum, ungeachtet moralischer und politischer Bewertungsfragen zunächst einmal die Methode von Snyders Monographie als einen zumindest sozialwissenschaftlich mittlerweile mehr oder minder paradigmatisch gewordenen raumanalytischen Ansatz zu dechiffrieren, genauer: als einen nicht traditionell geopolitischen Fokus, sondern als einen Versuch, Verteilungscluster zu erstellen, und das hieß in diesem Fall: ein Cluster der räumlichen Verteilung von Morden in Osteuropa während der Hochzeit beider Totalitarismen. Denn Snyder hatte aus diesem methodisch angeleiteten Cluster nicht nur ein theoretisches Revisionserfordernis gegenüber der älteren Totalitarismusforschung geschlussfolgert. Er hatte überdies wie nebenbei unter Beweis gestellt, dass die etablierte Holocaustforschung anhand einer Evaluation mittels neuerer Ansätze der Globalgeschichte und der vergleichenden Imperienforschung durchaus vertiefte Einblicke in die Dynamik massenhaften Mordens erhalten könnte.

Umso stärkere Aufmerksamkeit erhielt daher der zweite Teil meines Interesses, die Frage, warum Snyders beinah schon konventionelle imperiumstheoretische Perspektive in Teilen der bundesrepublikanischen Historiographie so harsche Resonanz erhielt. Die Beobachtung dieser speziell deutschen Fachdebatte zum international stärker begrüßten Buch Snyders, führte zum Fazit, Snyder irritiere „seine diversen deutschen Kritikerkollegen“ durch „das anscheinend kritikwürdige Wagnis, sich gleichermaßen den geliebten und den gehassten Traditionen des altbundesrepublikanisch geprägten deutschen Monopols auf historisch korrekte, nämlich Holocaust- und Täter-fixierte Völkermordforschung ebenso zu verweigern wie nationalen Opfergruppenhierarchien und gleichwie moralisch prämierten Opfergruppenqualifizierungen“ samt der daraus resultierenden Verwandlung von Leidtragenden in Lobbygruppen, die um wissenschaftliche Aufmerksamkeit und gesellschaftliche Anerkennung zu konkurrieren haben. Denn wenn heute, so schon skeptisch Reinhard Koselleck, „[u]nentrinnbar“ die „Kategorien der SS“ perpetuiert werden, „kraft deren“ die Opfer „sortiert und in den Tod geschickt worden sind“, bleibt nicht einfach „offen“, ob „die Trauer um die Toten sich weiterhin dieser terroristisch-bürokratischen Merkmale bedienen muß“. Snyders heutige Formulierung dafür ist noch wesentlich direkter: Unser Blick auf die „bloodlands“ sei anhaltend „nazifiziert“.

Und unter dem Eindruck der seitens Snyders eigens für seine deutschen Kritiker verfassten Replik an einer immer wieder versuchten ‚Verdeutschung‘ der ohnehin doch deutsch geprägten Holocaustforschung schrieb ich schließlich, Snyder treffe „die schulmeisterliche Kritik ins Mark. Es liegt im hierzulande verwissenschaftlichten nationspolitischen Anspruch, internationale Deutungshoheit über die nationale Schande eines unüberschaubaren Verbrechens auszuüben. Mithilfe solcher Deutungshoheit lässt sich nicht nur die Erinnerungskultur einst zwecks Ausmordung überfallener Räume maßregeln. Überdies lässt sich bequemerweise ein fehlgeleitetes Autoritätsverständnis von akademischer Aufarbeitung als Wiedergutmachungsforschung postulieren.

Gewiss, das sind harte Worte. Sie wurden gewählt, um auf den für manchen ärgerlichen, allerdings nicht zuletzt methodisch problematischen Umstand hinzuweisen, dass die „Theoriebedürftigkeit der Geschichtswissenschaft“ (wie ein einst berühmter Aufsatz Kosellecks überschrieben war) nicht ignoriert und umgangen werden kann, indem man, statt wohlgeordnete Kritik an theoretisch oder sonstwie unliebsamen Methoden zu üben, mit einem geschichtsphilosophischen Überschuss und „historischem Exorzismus“ (Martin Sabrow) pariert. Dieser Überschuss besteht in einem von Snyder teils messerscharf sezierten Konsens zwischen Zivilgesellschaft, Politik und Geschichtswissenschaft in Deutschland (freilich nicht nur dort), nachdem die Historie des Holocaust im Sinne erfolgreicher lessons learned finalisiert sei. Man wisse, was geschehen ist und wo. Man kenne die Schuldigen und bekenne sich zur Schuld und zu Schulden. Das tätige Gedenken für die Opfer könne nurmehr darin bestehen, die Erinnerung an sie wach zu halten (‚ihrer zu gedenken‘), alles mit dem etablierten Raster Auffindbare zu dokumentieren und in die geschichtspolitische Großerzählung einzupflegen. Eine dergestaltige deutsche Nachbearbeitung des totalitären Zeitalters aber tendiert dazu (um es einer Formulierung Ernst Vollraths zu entlehnen), eher Formen der „Identitäts-“ statt der „Differenzrepräsentation“ anzunehmen. Sie soll das Geschehene weniger abbilden, als primordiale Sinnstiftung ausbilden.

Teleologie I: Nichtrepräsentative Holocaust-Repräsentation

Welche „geschichtspolitische Großerzählung“ aber?, kann man nun fragen. Ich meine damit nicht so sehr jene vielgestaltigen Antinomien, die unweigerlich entstehen, wenn generationen- und (zählt man die ehemalige DDR hinzu) systemübergreifende Vergangenheitsbewältigung eines monströsen Verbrechens versucht wird. Ulrike Jureit und Christian Schneider haben dazu unter dem Titel Gefühlte Opfer Hinlängliches geschrieben. Auch dass eine jüngere Generationen von Historikerinnen und Historikern längst begonnen hat, sich zumal der Identitätsinversionen und Bekenntniszumutungen der sogenannten „68er“ zu erwehren, ist nicht neu und braucht hier nicht Thema sein. Wesentlicher soll sein, dass die Überzeugung, im Prinzip sei das große Morden im Osteuropa der 1930er und 1940er Jahre bekannt, verstanden und lediglich noch um verfeinerte Details anzureichern, sehr wohl skeptisch machen kann, sobald man nur einige der von Snyder zusammengetragenen (und nunmehr auch in einem eigenen methodologischen Essay pointierten) Rahmenbedingungen der Holocaustforschung auf sich wirken lässt:

Da wäre zunächst die mittlerweile gängige, synthetisierende Geschichte der Massenmorde, mittels derer die nach 1989 in Osteuropa selbstbewusster aufkommende Unterscheidung mehrerer Völkermorde als neo-nationalistische Romantik ignoriert wird zugunsten der Eingemeindung von etwa vierzehn Millionen Morden unter dem kontinuierten Masternarrativ des nationalsozialistisch perfide industrialisierten Holocaust. In Snyders Worten: „Try to think of a history that notes that eight million non-Jews were murdered on the lands where the holocaust took place, while Hitler was in power, before or during the mass murder of the Jews.

Dazu gehörten ferner Entstehung und nachmalige Verteidigung des Symbols „Auschwitz“ als Träger einer zu den politischen Nachkriegs- und heutigen Gegenwartserfordernissen passgenauen Siegergeschichte. In dieser von den Siegermächten geprägten Erzählung werde nicht nur die osteuropäische Totalitarismuserfahrung ignoriert, meint Snyder. Er schließt damit offenbar an einige schon von Tony Judt identifizierte Mythomotoriken an, welche von der bipolar durch „cynicism“, „instant amnesia“ und „hypocrisy“ geprägten Nachkriegssituation in Gang gesetzt wurden, wobei Ausblendungen bestimmter Opfergruppen, Generalamnestien und Entlastungen ganzer Kollaberationsnationen Hand in Hand gegangen waren. Damals begann die Qualifizierung von Opfergruppen nach solchen legitimer und universeller Geltung und solchen ohne Recht auf Ansprüche, eine Qualifizierung, zu der Hermann Lübbe vor zwei Jahrzehnten kritisierte, es gehe nicht an, „‚Opfer nach Graden der moralischen Verwerflichkeit ihrer Tötung‘ gruppieren zu sollen“. Die fortdauernde Dominanz dieses Rasters kontinuiert gleichwohl den semitotalitär geprägten Status quo des Jahres 1945, sodass die „community at the heart of the comfortable controversy is the general concord over commemorative causality. Both research colonially, using the sources of the colonizer to portray the fate of the oppressed; both see like the state in order to feel like the victim. They define the victims differently, but treat them similarly“.

So diskriminiere man fortwährend Realitäten der totalitären Doppelokkupation Osteuropas, wodurch selbst noch der Fakt der von den Sowjets vielerorts weiterbetriebenen deutschen Konzentrationslager getilgt wurde zugunsten des antifaschistischen Befreiungsnarrativs: „Unlike the killing fields, unlike the death facilities of Treblinka, Belzec and Sobibór, Auschwitz was a large concentration camp as well as a killing site, so there was something physical to be liberated. […] The liberation of Auschwitz thus fits perfectly the civilizers’ assumptions and literary needs, wedding as it does the emotionally irresistible force of the desperate hopes of Jewish survivors to the implicit notion that civilization itself has returned and triumphed. The point is not that the Soviet Union was as bad as Nazi Germany, or should be seen as complicit in the Holocaust. The point is that this burdensome history is excluded from histories of the Holocaust because it interferes with the image of the liberation of Auschwitz as the simply moving return of civilization.

Die Konsequenz sei noch heute spürbar in einer fortwährenden wissenschaftlichen Ignoranz gegenüber den unausgeschöpften osteuropäischen Quellenarchiven nebst der Verweigerung, die entsprechenden Quellensprachen überhaupt zu lernen. So sei der in Osteuropa tobende Totalitarismus im Weltgedächtnis nicht einfach nur englisch- und deutschsprachig konnotiert – „Consider, just for a moment, how seriously you would take a history of Cromwell’s rebellion that misspelled the names of English towns“. Bedingung der heute nicht-repräsentativen Repräsentation sei geradewegs die Ausklammerung osteuropäischer Erfahrungen: „Experience of Holocaust never quite became the subject, only its representation did“, so Snyder. Die „bad news“ seien, dass „ours […] is an age of memory rather history.“ Denn wenn bis hinein in etablierte akademische Zirkel Realitätsanpassungen den Zeitgeist beherrschen oder durch infame Zurufe öffentlich abgenötigt werden, ist „Commemorative causality“, also die gesellschaftspolitische Indienstnahme ritueller Auftragsforschung zugunsten gegenwartskonformistischer Leitbilder nicht nur salonfähig, sondern erforderlich geworden. Sie „requires no adequate explanation of the catastrophe, only an aesthetically realizable image of its victims.

Man mag nun diesen Wertungen zustimmen können oder nicht, sie weiter differenzieren oder lieber für etwas übertrieben halten. Das höbe gleichwie die bislang in der deutschen Auseinandersetzung um Snyders Buch zu gering veranschlagte Einsicht nicht auf, dass Bloodlands kein Buch der Holocaustforschung im engeren Sinne ist, sondern, wie gehabt, eines der vergleichenden Genozidforschung, deren Beobachtungsgegenstand oft identisch mit dem anderer Disziplinen ist, allen voran den postcolonial studies, der global history und der jüngeren vergleichenden Imperiumsforschung. Sie fragen allesamt weniger nach den Ideologien expansionistischer Raumnahme, denn solche sind in der Tat bestens bekannt und schematisch vergleichbar. Die genannten, genuin politik-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Forschungszweige fragen überdies nach den Bedingungen der Möglichkeit, nach den materialen, technischen und lokalen Merkmalen und Wechselverhältnissen von Expansion, Kolonialisierung und großen Tötungen. Sie können schon methodisch dem politischen Anspruch nicht Rechnung tragen, einen als Musterfall beschlagnahmten Holocaust notorisch als einzig wahrhaftige, aber darum aus dem Forschungsdesign wie auch immer zu exkludierende Vergleichsfolie heranzuziehen. Andere Großverbrechen würden dadurch verkleinert, ja als „second-class evils“ dastehen. In solchem Kontext – oder eben: „größeren Bild“  entfalten Snyders methodischer Ansatz und dessen Mordgeographismus Plausibilität.

Der kurze Weg nach Westen: Abschied vom „Osten“

Die Thematik aber wäre nun sachlicher verhandelt worden (jedenfalls ist das zu hoffen), wäre es nur um einen Wettstreit disziplinärer Zugriffe auf ein eigenwilliges Sujet gegangen. Gerade aber die den „Raum“ betreffende Methodik Snyders hatte in Deutschland einige Verwirrung gestiftet. Zumindest nicht auszuschließen ist, dass der vor einem Jahrzehnt in der BRD mit enormen Forschungsmitteln assistierte wie paradigmatisch attestierte spatial turn dazu beitrug. Gleiches gilt für das andauernde Unbehagen an der Frage der räumlichen Qualität des Deutschen Reiches zwischen dem Einfall der Französischen Revolution und dem Untergang des Kriegsimperiums Hitlers überhaupt. Mit den Augen der Imperienforschung betrachtet jedenfalls darf auch heute noch nicht als gesichert gelten, dass das Klischeebild des preußisch-deutschen Ordnungsdenkens dem Klischeebild des in Hitlers Blut- und Boden-Obsession gipfelnden Lebensraums widersprach, als hätten also Hitler und seine Anhänger die geordnete territoriale Staatlichkeit des Reiches gekapert, sabotiert und überdehnt.

Doch wirkt bis in unsere Zeit offenbar tatsächlich noch das Bild eines von der Kaiserzeit in die alte BRD hinein geretteten preußisch-pedantischen Etatismus nach, gemäß dessen Ordnungsfetisch das nationalsozialistische Großverbrechen nur über die Abweichung von der deutschen Reichsstaatlichkeit imaginiert werden kann, als unfreiwillig imperiale frontier-Tat gewissermaßen, als wenn nicht im Sinne Ernst Noltes „‚asiatische‘ Tat“ Hitlers, so doch als noch immer raunend eine Himmelsrichtung zur Naturgewalt stilisierende Monstrosität: als „Krieg im Osten“, als Krieg jenseits des Staates allemal, als Barbarenbekämpfung in einem anderen Raum; einem Raum, in dem – so der die Sowjetunion als Imperium erforschende Osteuropahistoriker Jörg Baberowski – „Stalin und seine Generäle […] der Wehrmacht einen Krieg neuen Typs“ aufgezwungen hätten, „der die Zivilbevölkerung nicht mehr verschonte.

Dies ist ein in meinen Augen wesentliches Merkmal des über den unbestreitbaren zweiten „Generationenbruch der deutschen Holocaustinterpretation hinaus bewahrten Konsens: die im weitesten Sinne zwar ‚orientalistisch‘ anmutende, aus dieser ungemein alten abendländischen Idee indes eine enorme Geltungskraft beziehende Überzeugung, Andersartigkeit resultiere aus ‚Andersortigkeit‘, es gäbe gewissermaßen Raumcharaktere beziehungsweise vom Naturraum in die Mentalität einfließende Prägungen. Man muss nicht Storm oder Fontane lesen, nicht Kjellén bemühen oder Heidegger, um die Idee zu erfassen. Wichtig ist allein die Entlastung spendende Komplementarität von Sein und Raum. Sie ermöglicht selbst im Modus des Tateingeständnisses die Projektion einer andernorts magisch wirkenden höheren Gewalt – eine Projektion nicht unbedingt nachbetrachtender Historiker wohlgemerkt, sondern eine, die bereits in actu akut gewesen sein kann und von der fantastisch aufgeladene Bezeichnungen wie „der Osten“ u.a. künden.

Unbenommen davon bleibt zwar, dass die Reproduktion des „Ostraum“-Narrativs schon vom Ersten Weltkrieg begünstigt worden war, weil es dort mit neuen Erfahrungen angereichert wurde und so der Übertragung spatialer Feindschaftsimaginationen vom „orientalischen“ auf den „slawischen“ Raum Vorschub geleistet hatte. Denn „[w]ährend der Krieg im Westen durch die Materialschlachten zum Symbol des industrialisierten Kampfes wurde, in dem nicht Heldenmut und Tapferkeit, sondern Materialüberlegenheit den Ausschlag gegeben haben, ging es im Osten immer auch um die Loyalität und den Gehorsam von Bevölkerungsgruppen, die gerade ‚erobert‘ worden waren oder in deren Siedlungsgebieten sich das Kriegsgeschehen abspielte. Wo es Zweifel gab, wurden Massenexekutionen an Zivilisten durchgeführt. Der Schrecken sollte kompensieren, was an Unterwerfungsbereitschaft fehlte. Die Ostfront – zumindest in ihrem südlichen Abschnitt – und die Balkanfront waren Räume der Galgen und der Gehenkten. Die häufige Verschiebung der Frontlinien im Bewegungskrieg und die in diesem Raum vorherrschende Mischung der Ethnien und Nationen führte auf beiden Seiten zu einer grassierenden Furcht vor Verrätern und Spionen, Heckenschützen und Zeichengebern für die feindliche Artillerie; sowohl Russen als auch Österreicher und Ungarn haben unausgesetzt Verdächtige öffentlich hingerichtet. Dabei hatten es die Russen vor allem auf die jüdische Bevölkerung abgesehen, von der sie vermuteten, dass ihre Sympathie dem Wiener Kaiserhaus galt“.

Umso mehr denn kann man die spätere mythopoietische Komplementarität von derlei raumcharakterlichen Deutungsmustern nicht gänzlich außer Acht lassen, will man den emotionspolitischen Motivlagen der von Snyder in Frage gestellten überscharfen Abschottung der (west-)deutschen Holocaustforschung gewahr werden. Denn es sind zugleich kulturelle Abstoßungspraktiken, die kenntlich werden, sobald in den vergangenen Jahrzehnten über den Raum der „bloodlands“ zwar geschrieben wurde, dessen vordem literarisch bis reallebensweltlich tradierte Eigenheiten dabei aber verstiegen entnazifikatorisch verleugnet werden. Kulturhistorisch war „der Osten“ vordem ja nicht zuletzt Erlösungsraum (ex oriente lux), romantischer Sehnsuchtsraum (Durchs wilde Kurdistan, Nosferatu usw.), (antinapoleonischer) Flucht- und Regenerationsraum, kultureller Bewährungsraum (frontier) und vor allem auch realer Siedlungsraum gewesen, den man 1945 schließlich verlor. Es ist jedenfalls zu leicht, Revisionismus zu unterstellen, statt Verwunderung darüber zuzulassen, mit welcher politischen Vehemenz die Demokratisierung des westlichen Deutschlands und die narrative Verfemung des „Ostens“ konvergierten.

Dass die bis nach Russland reichenden deutschen Siedlungsgebiete im Osten seit jeher auch als Traditionalitätsreserve, ja Rückständigkeitsreservat verspottet wurden, im Industrialisierungszeitalter schließlich auch als „ostelbisches Junkerland“ (Max Weber) und Modernisierungshemmnis gegolten haben mögen, wird von alldem denn auch nicht etwa aufgehoben. Es scheint im Gegenteil so, als bestünde auch jenseits der aus der Schande der deutschen Weltkriegsverbrechen resultierenden unabweisbaren Verpflichtungen ein posttraumatischer Drang, das zwischen 1945 und 1989 nun als „Osten“ gleichermaßen zum Inbegriff für den NS wie für die DDR gewordene Preußentumsklischee mnemotechnisch weniger zu amputieren denn zu „exorzieren“ (Christopher Clark). Die zwischen

– der 1947 von den Alliierten verordneten Auflösung der mehr als dreihundertjährigen Existenz Preußens,

– der Flucht und Vertreibung der als ethnodeutsch klassifizierten Bevölkerung aus den Gebieten jenseits der heutigen Ostgrenze der BRD,

– der gleichsam schambesetzten wie unvermeidlichen „Unfähigkeit zu trauern“,

– dem Bau der innerdeutschen Mauer und der Festigung des „Eisernen Vorhangs“,

– der ferner unter dem Siegel der Verschwiegenheit erfolgenden Integration der ostdeutschen „Umsiedler“ in die „Kalte Heimat“ der westdeutschen Mehrheitsgesellschaft,

– der Umbenennung des früheren „Mitteldeutschlands“ zum neuen „Ostdeutschland“,

– der mit der politischen Diskreditierung einhergehenden Tilgung ost- und westpreußischer Erinnerungskulturen inklusive der mittels Umbenennung von Straßennamen u.a. verhängten damnatio memoriae und schließlich

– dem Untergang des deutschen Sozialismus selbst…

erfolgte Abspaltung des „Ostens“ hat jenen als barbarisch bis chaotisch codierten Andersraum erst geschaffen, der noch immer als Gegenbild zur ethnisch, sprachlich, national, kulturell und politisch eindeutigen Ordnungsstaatlichkeit zu dienen vermag.

So war es denn auch just die nachträgliche Konstruktion eines solchen von sich aus wirkenden Gewaltraums „Osten“, die dem westdeutschen Totalitarismusgedächtnis nach dem Faschismus sein dazu passgenaues „new exculpatory narrative“ ermöglichte: „The Nazi rulers“, so Bernhard Giesen, „Hitler in particular, were depicted as insane barbarians, as wild beasts, as satanic seducers who had approached the good and innocent German people from outside and deprived them of their common sense like a drug, a disease or a diabolic possession.

Dazu zählt auch, dass die deutsche Öffentlichkeit sich über die besonders barbarischen Merkmale der Massenmordpraktiken routiniert hinwegzutäuschen versteht, sei es aus dem Wunsch nach krypto-tugendlicher Selbstbestätigung deutscher Gründlichkeit oder aber indirekter Sowjetapologie: stets stoßen wir auf das schon im „Historikerstreit“ von rechts wie links, von Nolte und etwa Karl Schlögel gleichermaßen beobachtete Problem, dass weder die Vernichtungslager noch ihre Metaphern Vielfalt und Dimensionen des Massenmordes erfassen. Vielmehr erzeugen sie ihrerseits illusionsanfällige Vorstellungswelten, nicht zuletzt die, die Mehrheit der Ermordeten sei in entlegenen Lagern, abgeschottet von der Öffentlichkeit und letztlich sogar im Rahmen militärischer Aktionen umgebracht oder irgendwie heimlich entfernt worden, in l’espaces autres vielleicht, „ortlosen Orten“ jedenfalls, an Stätten also, von denen wir fühlen wollen, dass es sie nicht gibt.

Man muss darum Judts wohl bei Shakespeare entlehnte Formulierung über die realitätenmanipulierenden frontiers des europäischen Kollektivgedächtnisses ernstnehmen, gemäß derer „the past is another country“. Zu ergänzen bleibt aber, dass derlei andere Räume (Foucault) und ihre kulturalistisch durchaus aussagekräftigen Metaphern im stärker romantisch als kolonialistisch gefärbten deutschen Sprachgebrauch nicht als abenteuerlich zu gestaltende Sehnsuchtsräume gelten, sondern stärker mit ontologischen, eher für Kolonialimperien typischen Projektionsflächen konnotiert sind. Sie werden mit unkontrollierbaren Bedrohungsräumen assoziiert, die wesentlich Besitz von Eindringlingen ergreifen und von pioneer-Emphase denkbar weit entfernt sind. So konnte es nach dem Krieg den aus der „extended death zone“ entkommenen Deutschen leichter gelingen, den Massentod raumsemantisch zu „exludieren“ und die Haupttatorte unter „Quarantäne“ gestellt zu wissen.

Die tatsächlich räumliche, durch die innerdeutsche Mauer noch weiter zementierte Abschottung der altbundesrepublikanischen Erinnerungskultur könnte insofern zwei Auffälligkeiten der jüngeren Debatte um Snyders Buch erklären: Die starke Abneigung gegen die Berücksichtigung chaotisch-wechseldynamischer Mordpraktiken überhaupt (denn hierbei würde die im Zuge der Wehrmachts-Ausstellung bereits begonnene Desillusionierung der Ausrede fortgesetzt, der genozidale Gewaltraum sei gewissermaßen durch ordnungspolitische, diffus noch offensiv verstaatlichungskonforme oder aber defensiv entstaatlichungspräventive, letztlich antikommunistische Absichten strukturiert worden); ferner die heute, im Zuge der europäisch integrierenden Osterweiterung erst entstehende Furcht, die Berücksichtigung „östlicher“ Erinnerungsdetails und Gedenksemantiken könnte dem hierzulande organisierten und als verbindlich imaginierten Alleinvertretungsanspruch für osteuropäische Vergangenheiten in die Quere kommen.

Teleologie II: Osteuropa als interimperiales Mündel

Eingedenk des Beschriebenen nun ließe sich die Auseinandersetzung um Snyders Buch als Missverständnis abtun. Dann hätten Kritiken eben schlicht übersehen, dass Bloodlands nicht als empirisch bloß erweiterte phänomenologische Holocaustforschung zu interpretieren ist, sondern als regionalistische Massenmordkomparatistik. Doch die Rechnung geht nicht auf. Dagegen spricht insbesondere eine durch Snyder nachträglich gegenüber der Buchfassung konsequenter ausformulierte These: dass nämlich nicht nur die nach dem „Ende der Geschichte“ eigentlich erwartbare Revision des antifaschistischen Siegerkonsens zugunsten einer nunmehr antitotalitären Erzählung unterblieben ist, sondern stattdessen sogar das noch „nazifizierte“ „koloniale Epistem“ einer erst noch in den Griff zu bekommenen multiethnischen Unordnung Osteuropas stabilisiert worden war.

So resultiert die in unserer Zeit so eindeutige Charakterisierung des Holocaust womöglich aus einer älteren Chiffrierung Osteuropas durch dessen imperiale Flügel, deren späte Spuren in der Holocaustforschung unserer Tage schattenhaft sichtbar sind. Denn wenn von postsowjetischer wie bundesdeutscher und nunmehr EU-europäischer Seite Osteuropa von Polen bis Weißrussland noch immer als offener, im Wesen ungeordneter Raum determiniert scheint, dann unter umgekehrten Vorzeichen: Die nunmehr erstmalig überhaupt mögliche (Re-)Nationalisierung osteuropäischer Selbstbestimmung wird von Moskau aus noch als Distanzierung gewertet, erscheint von Brüssel aus indes schon als Relikt. Der alte Raum der „bloodlands“ bleibt dabei – die Vorgänge in der Ukraine zeigen es unlängst einmal mehr – ein Raum, dessen Abweichungen beide ihn einklammernden Randmächte sich meinen annehmen zu müssen.

Davon profitiert geschichtspolitisch nicht allein das neue Russland, das die stalinistische Erzählung vom Großen vaterländischen Krieg in beiderlei Gestalt erfolgreich zu beerben verstanden hat – als Opferdiskurs und als Erlösungsnarration. Auch die in Westeuropa in den 1980er Jahren endlich etablierte Singularitätsthese ließ sich aufrechterhalten und nach dem Ende des Kommunismus doppelt sinnstiftend gebrauchen: Einerseits konnte man dieses nunmehr auch in der BRD anerkannte Muster eines decline and fall of the German Empire jener postkolonialen britischen, französischen, spanischen und portugiesischen Erfahrung zugesellen, gemäß derer das Zeitalter der Weltreiche unwiderruflich vorbei zu sein habe, so das bereits demilitarisierte „Europa der Vaterländer“ endgültig europäisch integriert werden wolle. Und zugleich bediente diese synthetisierte Geschichtsschreibung das innereuropäische Erfordernis therapeutischer, eindeutiger und täterseits akzeptierter Kausalität. Denn wenn der Zweite Weltkrieg nunmehr auf eine postimperialistische Integration des gemeinsam von seiner „Verspätung“ befreiten und vom „Sonderweg“ abgebrachten Deutschland hin historisiert werden sollte, musste, so Snyder, auch der Holocaust als „dramatische“ Begründungsfolie (im Sinne einer spezifischen narrativen Formgebung) auf den exklusiv und evident deutschen Antisemitismus hin fokussiert werden. Nur unter Ausgrenzung des osteuropäischen Gedächtnisses bei gleichzeitiger Weiterverwendung des Unordnungsnarrativs „Osten“ also habe die teleologische Umwidmung des Massenmordes gelingen und ex post in die Dramenform eines europäischen Einigungsplots gefasst werden können, bei dem „we already know what comes next“.

Die Singularitätsthese erhielt dadurch einen der retrospektiven europäischen Geschichtspolitik nicht unwillkommenen und zumal von Jürgen Habermas im „Historikerstreit“ unterstrichenen fatalistischen Unterbau. Alle politische Emanzipation sollte nun um den Preis andernfalls ausgemachter Wiederholung der Übel auf eine längst vorgezeichnete, gewissermaßen unpolitische und lediglich noch „nachholende Revolution“ hinauslaufen. Diese Beobachtung entlastete ganz sicher nicht den einzelnen deutschen Täter, gab dem Holocaust aber das diskursethische Antlitz eines auf die schließlich zwangsvernünftige Europäisierungseinsicht vorausweisenden Verbrechens, eines doch irgendwie sinnhaften Schicksals, das durch Widerstand, rascheres Handeln oder weniger Appeasement dann ohnehin nicht aufzuhalten gewesen wäre. Denn die These „vom deutschen Sonderweg“, monierte schon Reinhart Koselleck, suggeriert nicht einfach „eine zwangsläufige Kausalkette ex ante, die unentrinnbar in die schuldhaft verursachte Katastrophe führen mußte“. Plessners berühmter Titel von der Verspäteten Nation selbst zielte ja zunächst auf ein „Schicksal“, das „Schicksal deutschen Geistes“. Erst im Zuge der Westbindung wurde das Buch umbenannt. Sodann, vor dem Hintergrund des frühen Kalten Krieges, stiftete Plessners Arbeit in Gestalt der dramaturgisch narrativierten Idee eines teleologischen Fahrplans („Verspätung“) seinen eschatologisch neuen Sinn: Aus dem „Geist“ des nationalsozialistischen Untergangs sollte sich nunmehr die Überwindung europäischer Nationalismen speisen.

Der Osten aber, so ist bei Koselleck, aber eben auch in Habermas’ früheren Kritiken an Plessner und später an Nolte zu lernen, konnte auf diese Weise weiterhin als rückständig gelten, wenngleich er nunmehr allerdings aufgrund zivilisatorischer und politischer Werte deklassiert wurde statt noch rassistisch. Analog hat denn auch Klaus Eder daran erinnert, dass bis in die Weimarer Zeit hinein nicht etwa die Frage „Warum war Deutschland nicht England?“ Geltung besessen habe, sondern umgekehrt England ein Sonderweg nachgesagt wurde. „Die methodische Fragwürdigkeit der Annahme einer ‚westlichen‘ Normalität wird“, so sicher ganz treffend Eder, „daran bereits offensichtlich.

Doch liegt gerade in dieser Verfehlung doch die ungeheure Persistenz, mit der das oben eingeführte koloniale Epistem imperialer Raumnahme aus dem 19. Jahrhundert heraus in das gesamte 20. Jahrhundert hinein überführt konnte und sich noch in unserer Zeit immer wieder verdrängt und durch überschüssige Modernisierungs-, Aufhol- und Normalisierungsutopien gelöst sehen will: Zunächst wurde dem Imperialismus der englischen Insel nachgesagt, der wie auch immer vorbildlichen deutschen Nationalstaatswerdung hinterherzuhinken, dann wurde das Motiv gedreht und auf Deutschland angewendet. Zuletzt fand es sich einmal mehr in der von Hegels Geschichtsphilosophie vorbereiteten Idee wieder, die Vereinigten Staaten seien eigentlich keine echte Staatsbürgernation, sondern eine noch infantil imperiale Gesellschaft, derzeit unfähig einzutreten in den „process of becoming a normal nation with a normal foreign policy.

Und so liegt denn auch die koloniale Dimension hierbei nicht etwa in jenem Clash of Civilizations, als den berühmtermaßen Samuel Huntington imperialistischen Widerstreit beschrieb. Es sind vielmehr die von Huntington als „Ränder“ markierten Zonen, die Grenzen also der von ihm in alter geopolitischer Tradition schraffierten „Kulturkreise“, an denen der jeweilige clash zwischen opponierenden oder konkurrierenden Modernitätsvorstellungen just das hervorbringt, was Snyder „bloodlands“ und die Imperienforschung „frontiers“ nennt: Interventionistisch brutalisierte Randräume zwischen Großmächten; Pufferzonen, die imperiale Begehrlichkeiten und Interessen wie hot spots ebenso unwillkürlich wie unschuldig auf sich ziehen und deren Bewohner daher das ausgeschlossene Dritte zwischen zwei „Zivilisationen“ bleiben: ethnische Verschiebemasse, partisanischer Störfaktor, höchstens noch Arbeitssklaven.

Hierzu wäre manches anzumerken, wichtig aber bleibe weiterhin nur, dass die nachträgliche normative Wegerzählung und zivilisationstheoretische Umcodierung jener eigentlich nicht untypischen zwischenimperialen Mordräume durch die posthume Einfiktionalisierung späterer Gleichheitspostulate in der Tat einen sodann singulär erscheinenden und entsprechend unverständlichen Phantasieraum kreiert. Dem kann von außen alles Mögliche nach-gesagt und vor-geschrieben werden, da der koloniale Blick nur einseitig fokussiert. Der koloniale Blick ist auf Spiegelungen aus, nicht auf Antworten oder Brechungen. Er will vorherbestimmt sehen, was erst noch gelten soll. Analog zu Snyders Skepsis und Kosellecks Kritik monieren daher auch Dana Giesecke und Harald Welzer die gegenwärtige „Renovierung der deutschen Erinnerungskultur“. Sie beruhe auf der „Fortschreibung eines Geschichtsbewusstseins, in dem die Rollen von Tätern (‚Nazis‘), Zuschauern (‚Volk‘) und Opfern (‚Juden und andere Verfolgte‘) säuberlich getrennt werden, als lägen solche Rollenverteilungen in modernen arbeitsteiligen Gesellschaften schon fest, bevor sich die Gruppen im Ausgrenzungs- und schließlich im genozidalen Prozess zu differenzieren beginnen.

Die retrospektive Projektion der späteren Westbindung als historisch zwingende Konsequenz nationalstaatlich-deutscher Adoleszenz und ihres dann ja gewissermaßen entwicklungsgeschichtlich entschuldbaren Beiprodukts Holocaust verstellt daher den Blick auf das von Snyder beobachtete Feld. Und das gilt nicht nur narrativ und kulturkreismissionarisch, wir haben es also nicht allein mit „Diskursen“ zu tun. Die historische Dogmatisierung des Holocaust als eines von Deutschen nicht einfach nur historisch-faktisch begangenen Verbrechens, sondern eines aufgrund ihrer singulär nationalstaatlichen „Verspätung“ nur von Deutschen begehbaren Verbrechens taugt auch empirisch nicht. Denn hätte die angebliche Fernbedienung Historias dann nicht auch all jene zahlreichen Staaten auf Mordfeldzüge programmieren müssen, die nicht anders und vielfach sogar später als Deutschland im 19. Jahrhundert ambivalente Nationswerdungs- und Einigungskriege führten? Charles Maier zählt in seiner kleinen Globalgeschichte allein zwanzig ähnliche Fälle zwischen den 1840er und 1870er Jahren auf und nennt selbst noch diese große Zahl nur „einige dieser Kämpfe“ um eine „sich ausbreitende nationalstaatliche Ordnung“.

Die auf den Holocaust nachträglich dann teleologisch umgeschriebene deutsche Memorialkultur hingegen besagt und strahlt damit international aus, in diesem im eigentlichsten Sinne inter-nationalen Feld der globalhistorisch vielerorts simultanen Staatswerdung sei Deutschland der auf den Holocaust diffus programmierte primus inter pares gewesen, magisch exzeptionelles Sonderding in einer Menge nur scheinbar, nur äußerlich, aber doch nicht wirklich ähnlicher Fälle. „In this way“, so Snyder, „important histories of the Holocaust based on German-language sources, including the ones that cite the memoirs of German Jews, solidify the paradigm of German civilization that structures their accounts. The history of a modern catastrophe takes on the form of a classical tragedy: decline and fall, with anti-Semitism as the tragic flaw. From Hilberg (the locus classicus) to Friedländer and Longerich (the current standards) the basic story has two phases, usually formally arranged as two parts or two volumes: political anti-Semitism within Germany (decline) and the mass murder of Jews beyond Germany (fall). But if we can wrench ourselves away from the familiar and compelling storyline established by Hilberg and theorized by Arendt (discrimination, separation, elimination) to contemplate some of the basic facts of the Holocaust“, so Snyder, „we sense the tension between narrative power and actual power.

„Historikerstreit“ reloaded oder Veteranenmethodik?

Selbstverständlich also steckt in Snyders Bloodlands eine strenge Kritik teleologischer Prämissen. Und insofern immerhin ist die Assoziation zwischen Snyders Arbeit und dem sogenannten „Historikerstreit“ plausibel, ermöglicht sie es doch, die implizite und explizite fachwissenschaftliche Methodenkritik, die Snyder am historischen Determinismus der westdeutsch geprägten Holocaustforschung und ihren internationalen Kopien übt, nationalhistorisch zu politisieren, mimetisch auf den „Historikerstreit“ hin zu interpretieren, zu skandalisieren, oder, wie Snyder schlicht schreibt, zu „verdeutschen“.

Es muss zum zunächst ausreichenden Verständnis der jüngsten Diskussion daher noch rekapituliert werden, inwieweit der an politischen Positionen überreiche „Historikerstreit“ den in der alten BRD teilgesellschaftlich offenbar vorhandenen Bedarf verhandelte, die negativ bestimmte Nationalidentität der Westdeutschen einer akademisch und intellektuell proliferierten Revision zu unterziehen, namentlich „Ideologieplanung [zu] erfüllen“ zwecks „Schaffung von positiven, ‚zustimmungsfähigen‘ Vergangenheiten“ (Habermas). Denn das offenbar ist ja – mutatis mutandis – die Furcht, die heute auch Snyders Methode auslöst: dass die Relativierung der deutschen Holocausterzählung als nunmehr tradierter westeuropäisch sinnstiftender Großerzählung eines kollektiven „Erfahrungswandels“ nach dem Zweiten Weltkrieg dazu geeignet ist, die europapolitischen Errungenschaften dieses ersten Erfahrungswandels zwar nicht zu revidieren, sehr wohl aber zu relativieren und dem Konsens des – ja, tatsächlich: „Alten Europa“ (Donald Rumsfeld) die Berücksichtigung osteuropäischer Erfahrungen aufzunötigen.

Doch werden dabei offenbar zwei gleichwohl bedeutende Dimensionen vermengt: die Skepsis gegenüber einer von Osteuropa wenigstens partiell eingebrachten und dezidiert Russland-aversen Renationalisierung EU-Europas auf der einen und die Furcht vor einer Relativierung des Massenmordes an den europäischen Juden auf der anderen Seite. Und in der Tat mag man sich, vermengt man beide Dimensionen, an eines der wesentlichen Muster des „Historikerstreits“ erinnert fühlen. Denn das seinerzeit weitgehend unterschiedslos unterstellte geschichtspolitische Ziel des von Ernst Nolte und anderen gewagten Vergleichs totalitärer Massenmorde sei es laut Habermas gewesen, nicht nur die „Singularität“ des Holocaust zu „relativieren“, sondern zugleich eine „regierungsamtlich einflußreiche[….] Gruppe von Historikern“ und ihre Disziplin dem Regierungslager Helmut Kohls als pro-westliche und mithin antisowjetische Propagandawaffe anzudienen – gegen „einen Feind, der immer noch vor unseren Toren steht.

Habermas machte seinerzeit diese Art Schadensabwicklung unzweideutig kenntlich, als er dem ausgemachten Wortführer dieses „Neokonservatismus“, dem Historiker Ernst Nolte, nicht einfach nur latenten Revisionismus attestierte, sondern eine dezidiert legalistische Verteidigung des nationalsozialistischen Massenmordes an den europäischen Juden unterstellte. Denn als wäre es nicht schon perfide genug gewesen, Hitlers „‚asiatische‘ Tat“ (Nolte) als Kriegshandlung auszuweisen, die auf den Stalinismusterror berechtigterweise reagiert hätte, zielte „Nolte, der Heideggerschüler“, laut Habermas’ genial zwielichtig formulierten Vorwürfen auch darauf ab, den Holocaust als einen auf eine ominöse jüdische Kriegserklärung erfolgten Verteidigungskrieg zu legalisieren – womöglich nur, um ein ‚positiveres‘ Bekenntnis zum neuen Nationalbewusstsein der 1980er Jahre nebst des Bitburger Gedenkkonsenses („SS-Gräber[…] und KZ-Leichenhügel[…]“, so Habermas kurzerhand) zu fördern.

Dass die Positionen der am Streit professionell Beteiligten vielfältiger und mitnichten derart eindeutig waren, steht auf einem anderen Blatt. Geprägt wurde gleichwohl der Eindruck, dass „jeder Unrecht“ hatte und statt wissenschaftlich orientierter Fachhistoriker politische Intellektuelle den „Rahmen vor[…]schrieben, innerhalb dessen die Diskussion stattzufinden hatte. Es gab also eine ideologische Zensurhaltung, kombiniert mit relativ wenig Sachwissen“, so Snyder im heutigen Rückblick. Doch umso mehr muss diesen damals westdeutschen Europäisierungs- und Westbindungskontext mitbedenken, wer die vordergründig methodologische deutschsprachige Debatte um Snyders Bloodlands heute verfolgt – mitbedenken wohlgemerkt nicht, weil Snyder und Nolte positionell auch nur irgendwie zusammengehörten, oder weil Habermas’ herbe Kritik in jedem Detail angemessen gewesen wäre. Wohl aber gehört diese Vorgeschichte berücksichtigt, weil hierzulande seit dem „Historikerstreit“ großhistoriographische Methodenfragen unweigerlich unter dem Verdacht der Vergangenheitsüberwältigung und Geschichtsklitterung stehen, kurzum, als eine die Deutschen gleichwie betreffende und daher von ihnen in jedem Fall zu parierende gesellschaftspolitische Intervention selbst dann noch interpretiert werden, wenn der Wind von anders her weht.

Schon 1995, „[b]ald zehn Jahre nach dem sogenannten ‚Historikerstreit‘“, hatte Karsten Fischer denselben als eine Auseinandersetzung um die gewissermaßen ‚politisch korrektere‘ Demokratietheorie rekapituliert, ohne in Abrede zu stellen, dass Noltes „befremdliches Forschen“ sich subjektive Invektiven, die Propagierung eines totalen Feindbegriffes sowie moderneskeptische, vor allem geschichtsphilosophisch-antimarxistische Posen nicht verkniff, ja womöglich die liberale Demokratie für ihre Schwäche verachtet haben mag. Doch ungeachtet des Letzteren, oder vielmehr wegen des Letzteren waren „[v]iele theoretische Fragen“, so Fischer über den „Historikerstreit“, „auf der Strecke [geblieben], ja wurden gar nicht erst gestellt, vor allem diejenige nach der Bedeutung von Noltes Forschungsmethode für seine historiographischen bzw. politiktheoretischen Befunde. […] Ihr Dreh- und Angelpunkt ist die Analyse der agonalen Totalitarismen – Bolschewismus und Nationalsozialismus –, welche die Eigenschaften und Bestandsbedingungen der liberalen Demokratie determinieren“.

Eingedenk dessen tritt sowohl in der damaligen wie auch in der heutigen Debatte um die jeweiligen politischen Intentionen und Implikationen der deutschen Völkermordhistoriographie ein seltsames Moment von ‚Wissenschaftlichkeit‘ hervor, von dem weder auf den ersten noch den zweiten Blick zu ermitteln ist, ob man es mit einem theoretisch induzierten oder einem methodischen Problem zu tun hat. Die Trennung zwischen Theorie und Methode klingt unvermeidlich abstrakt, ist sicher in mancher Hinsicht auch artifiziell, just dies aber ist der Clou von Kosellecks These über den stets partiell-konkreten und nirgends universalisierbaren Zusammenhang zwischen historiographischem Methodenwechsel und gesellschaftlichem Bewusstseinswandel.

Reagierte also das Singularitätsdogma auf das europapolitische Erfordernis postkolonialer und integrationsdemokratischer Finalität? Oder kam es nicht doch vielmehr zur Herausbildung einer europapolitischen Finalitätsdoktrin aufgrund der Annahme, das noch geteilte und im Osten weiterhin totalitär geprägte und immerhin in der Mitte Europas liegende Deutschland ließe sich anders nicht auf den liberalen statt den kommunistischen Demokratiepfad hieven als durch die eben totalitarismus- wie demokratietheoretische Dialektik, dass erstens die ungeklärte Nationalismusfrage den Konflikt mit dem Sowjetkommunismus fortleben lasse, dadurch zweitens die liberale Demokratie einmal mehr zerrieben würde und folglich, drittens, die Klärung der Nationalismusfrage nur in der liberaldemokratischen Integration eines nachnationalen Westeuropas bestehen könne, die entsprechend dann auch der Schlüssel zum Untergang des kommunistischen Totalitarismus sei und folglich „Wandel durch Annäherung“ und dergleichen erst ermöglichen würde? Mir scheint, als sei es dieses Deutungsmuster, das in der deutschen Mahnung, Snyders Buch würde osteuropäische Sondernationalismen goutieren, einen zweiten Frühling erlebt.

Dieses Problem ist hier nicht lösbar, immerhin darstellbar aber ist es. Es verdeutlicht zwar nicht, warum genau Snyders fraglos unbequem teleologieskeptischer Ansatz angesichts der gewaltigen Ausmaße der bloodlands so deutliches Unbehagen gegenüber der Idee verspürt, je nach gerade feindpolitisch wohlfeilen, forschungsgeldtauglichen oder sonstwie populären Ansichten die Abermillionen Opfer der in Osteuropa ausgeführten Massenmorde historiographisch mal hierhin und mal dorthin zu vermieten. Denn diese empirisch geradezu typische Praxis mag gewissenlos sein, hat aber doch über Jahrzehnte funktioniert. So ist schwer nachvollziehbar, warum die Nationalgesellschaften der osteuropäischen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sich nicht ebenfalls mit diesem postheroischen Muster europahistorischer Identitätspolitik sollten arrangieren können.

Gerade doch die in den vergangenen zwei Jahrzehnten so enorm breite, tiefe und detaillierte Forschung zum Holocaust und die liberaldemokratisch dafür sehr wohl empfängliche Öffentlichkeit zeigen überdies, dass nicht mit großer Geste, volkspädagogischer Verve und geschichtspolitischen Tabuisierungen hantiert werden muss, um ein freiheitstaugliches Europa zu beglaubigen, das sich außerordentlich klar zum Holocaust positioniert, und entsprechend verweist die Diskussion um Bloodlands tatsächlich weniger auf europäische Identitätsprobleme denn auf das deutsche Phänomen, dass die Veteranenmethodik des Weltbürgerkrieges noch nicht am „Ende der Geschichte angekommen ist.

Doch insofern ist vielleicht dann dereinst besser, als es hier möglich ist, dem in Snyders Replik auf spezifische Kritiken punktgenau formulierten Eindruck nachzugehen, dass die „Kritik meines Buches durch manche deutsche Wissenschaftler“ als „Ersatz für die nichterfolgte Diskussion über die deutsche Historiografie des Holocausts“ dient. Denn die angeblich „nichterfolgte Diskussion“ hat sich unter dem Label des „Historikerstreits“ ja sehr wohl ereignet. Allein, sie war noch verfrüht, noch nicht eingebunden in eine methodologisch relevante Gleichung. Der damalige Versuch, Revisionismusabwehr nach rechts und Sozialismusabwehr nach links zu betreiben, begünstigte immerhin, dass nach der „Wende“ die russlandfreundlich-antifaschistische Staatsdoktrin der alten DDR aufgenommen und das Singularitätspathos beibehalten werden konnte, ohne auf politisch „highly satisfying resolutions“ im Sinne fortwährender Zweitcodierung der Deutschen Einheit mit der „Sonderweg idea“ verzichten zu müssen.

Das dafür verwendete Masternarrativ des jede deutsche Umkehr und jeden deutschen Alleingang ein für allemal indiskutabel machenden Eingeständnisses eines teleologischen und von allein nicht abheilenden, eliminatorischen Antisemitismushangs der Deutschen – diesen Gedanken lässt Bloodlands durchweg und manchmal auch en détail zu – ist folglich eine außergewöhnliche Antriebskraft der westeuropäischen Integration gewesen, gewissermaßen die Konsensformel des europäischen Nachkriegs, in der die Lektionen des postideologischen Zeitalters verschmolzen: Postimperialismus, Postnationalismus, Postmaterialismus, Postbellizismus. Ob die alleinige Fokussierung auf ein zumal längst vielgestaltig routiniertes deutsches Bekenntnis gegen das Verbrechen des Nationalsozialismus auch posttotalitäre Kraft hat, kann hingegen bezweifelt werden. Denn diese Erinnerungspolitik ist so westdeutsch, dass sie nicht einmal gesamtdeutsch sein kann; und sie ist so diskriminierend, wie Snyder es kritisiert. Die freiheitsteleologische Geschichtsphilosophie der „verspäteten Nation“ und deren „nachholender Revolution“ auf ihrem „langen Weg nach Westen“ ist die liberaldemokratisch säkularisierte Variation des abendländischen Frontiermythos und seines heliotropischen Restimperialismus: Go West! heißt in diesem Fall schließlich, die „bloodlands“ im Rücken zu wissen und bewusst dem Vergessen durch Gedenken anheim fallen zu lassen. Die „bloodlands“ liegen im Osten, sind Merkmale der „Alten Welt“, dazwischen liegt ein Nichts. Wirklich ankommen freilich wird wohl erst, wer auf derlei Geschichtsphilosophie verzichten kann.

 

Sebastian Huhnholz studierte Sozialwissenschaften an der Berliner Humboldt-Universität. 2010 legte er eine Studie über fundamentalistische Raumpolitik vor und wurde 2013 an der LMU München über US-amerikanische Imperiumsideen promoviert. Derzeit forscht er über die demokratische Ideengeschichte des Steuerstaates.

 

Anmerkungen

Reinhart Koselleck: Erfahrungswandel und Methodenwechsel. Eine historisch-anthropologische Skizze (1988), in: ders.: Zeitschichten. Studien zur Historik, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2000, S. 27-77.

Dazu im Kontext Sebastian Huhnholz, Karsten Fischer: Amnesie und Antizipation. Ein politiktheoretischer Klärungsversuch des Problems von Nachkriegsordnungen, in: Behemoth, 3(1), 2010, S. 49-74; ferner Vom Nutzen der Niederlage für den Historiker Ein Gespräch mit Christian Meier, in: Zeitschrift für Ideengeschichte, VI(1), 2012, S. 17-31.

Siehe ferner daher Reinhart Koselleck: Vom Sinn und Unsinn der Geschichte (1997), in: ders.: Vom Sinn und Unsinn der Geschichte, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2010, S. 9-31; ders.: Historia Magistra Vitae. Über die Auflösung des Topos im Horizont neuzeitlich bewegter Geschichte, in: ders.: Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1989, S. 38-67.

Timothy Snyder: Bloodlands. Europa zwischen Hitler und Stalin. A. d. Engl. v. Martin Richter, München: dtv 2013, S. 216 (Original London: Basic Books 2010).

Timothy Snyder: Commemorative Causality, in: Modernism/modernity, 20(1), 2013, S. 77-93, hier: 80.

Entsprechend ist sie dort sofort aufgenommen worden, siehe nur Jörg Baberowski: Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt, München: C.H. Beck 2012; Emily S. Rosenberg: Geschichte der Welt. 1870-1945: Weltmärkte und Weltkriege, München: C.H. Beck 2012 (= Bd. V der Geschichte der Welt, hrsg. v. Akira Iriye und Jürgen Osterhammel), jeweils passim.

Snyder, Commemorative Causality, S. 78.

Siehe im Kontext nur Jörg Ganzenmüller: Stalins Völkermord? Zu den Grenzen des Genozidbegriffs und den Chancen des historischen Vergleichs, in: Sybille Steinbacher (Hrsg.): Holocaust und Völkermorde. Die Reichweite des Vergleichs, Frankfurt am Main und New York; Campus 2012, S. 145-166.

Charles S. Maier: Leviathan 2.0. Die Erfindung moderner Staatlichkeit, in, wie oben: Rosenberg (Hrsg.), Geschichte der Welt, S. 33-285, hier: 55.

Tony Ballantyne, Antoinette Burton: Imperien und Globalität, in, wie oben, Rosenberg (Hrsg.): Geschichte der Welt, S. 287-431, hier: 315.

Karl Schlögel: Terror und Traum. Moskau 1937, Frankfurt am Main: Fischer 2011 [Orig. 2007], S. 708.

George Orwell: Mein Katalonien: Bericht über den spanischen Bürgerkrieg, Zürich: Diogenes 2000 (Orig. 1938).

Reinhart Koselleck: Formen und Traditionen des negativen Gedächtnisses, in: ders., wie oben, Vom Sinn und Unsinn der Geschichte, S. 241-253, hier: 241f.

Timothy Snyder: Das Bild ist größer, als man denkt. Eine Antwort auf manche Kritiken an Bloodlands, in: Journal of Modern European History, 11(1), 2013, S. 6-18, hier: 17.

Sebastian Huhnholz: Deutschsowjetische Bloodlands? Zum methodologischen spatial und imperial turn der aktuellen Totalitarismustheorie, in: Journal of Modern European History, 12(4), 2014, S. 427-447, hier: 429.

Koselleck, Formen und Traditionen des negativen Gedächtnisses, S. 248.

Snyder, Das Bild ist größer, als man denkt, S. 15.

Huhnholz, Deutschsowjetische Bloodlands?, S. 431.

Historischer Exorzismus, Martin Sabrow im Gespräch mit Klaus Wiegrefe und Martin Doerry, in: DER SPIEGEL, Nr. 6, 3. Februar 2014, S. 46-48.

„Nicht nur…“ meint, dass immer wieder Ansätze der identitätspolitischen Instrumentalisierung des Holocaust zu beobachten sind, insbesondere der Versuch, ihn als europäisches Gründungsverbrechen zu benutzen (siehe dazu Jens Krohs: Das erweiterte Europa auf dem Weg zu einem gemeinsamen Gedächtnis? Die Stockholmer ‚Holocaust-Konferenz‘ und ihre Bedeutung für die europäische Erinnerung, in: Margrit Frölich et al. (Hrsg.): Das Unbehagen an der Erinnerung – Wandlungsprozesse im Gedenken an den Holocaust, Frankfurt am Main: Brandes & Apsel 2012, S. 201-216). Gegen solchen Gebrauch mag man nicht durchweg argumentieren wollen und können, doch ist umso mehr Reflexion geboten, um den schmalen Grat zu meistern zwischen konsequenter Betroffenheit und der Verklärung des Massenmordes an den europäischen Juden zu einem pädagogisch verbrämten Großexperiment.

Ernst Vollrath: Identitätsrepräsentation und Differenzrepräsentation, in: Ulrich Steinvorth (Hrsg.): Recht und Moral (= Rechtsphilosophische Hefte, Bd. 1), Frankfurt am Main: Peter Lang 1993, S. 65-78. Vollraths Unterscheidung stammt aus anderem Kontext, trifft aber gut, was soziologisch plausibel ist: dass unbenommen der „jeweiligen Inhalte“ auch „Bekenntnisdiskurse […] sich hinsichtlich“ ihrer „Funktion“ von „Verdrängungs- und Verleugnungsdiskursen“ nicht unterscheiden. Auch im Verkenntnisdiskurs rückt „etwas anderes in die Rolle dessen ein, was eigentlicher Gegenstand der Verdrängung ist. Im Verdrängungsdiskurs wird es still um das jeweils Verdrängte (das Undenkbare oder Tabuisierte), weil es von etwas bezugslos anderem überdeckt wird. Dies kann zum einen durch Hyperproduktion oder rituelle Wiederholung von ‚Ablenkungsdiskursen‘ geschehen oder zum anderen durch einfache Nicht-Beachtung oder Nicht-Reaktion, also vulgo durch ‚Totschweigen‘“, so Oliver Marchart: Das historisch-politische Gedächtnis. Für eine politische Theorie kollektiver Erinnerung, in: Christian Gerbel et al. (Hrsg.): Transformationen gesellschaftlicher Erinnerung, Wien: Turia + Kant 2005, S. 21-49, hier: 29.

Ulrike Jureit, Christian Schneider: Gefühlte Opfer. Illusionen der Vergangenheitsbewältigung, Stuttgart: Klett-Cotta 2010.

Siehe insb. im Anschluss an ebd. wie oben Frölich et al. (Hrsg.), Das Unbehagen an der Erinnerung – Wandlungsprozesse im Gedenken an den Holocaust.

Snyder, Commemorative Causality, S. 82.

Z.B. Tony Judt: The Past is Another Country: Myth and Memory in Post-war Europe, in: Jan Werner Müller (Hrsg.): Memory and Power in Post-war Europe. Studies in the Presence of the Past, Cambridge: Cambridge UP 2002, S. 158-183, hier 161.

Gemeint ist Hermann Lübbes Politischer Moralismus. Der Triumph der Gesinnung über die Urteilskraft von 1989, hier zit. n. Vom Parteigenossen zum Bundesbürger. Über beschwiegene und historisierte Vergangenheiten, München: Fink 2007, S. 55.

Snyder, Commemorative Causality, S. 88.

Ebd., S. 86.

Ebd., S. 88f.

Ebd, S. 77.

Und überdies beweist die jüngere Fachgeneration, dass hinter den Raumobsessionen stehende Motive und ihre Widerstände sehr wohl integriert betrachtet werden können, siehe nur Sönke Neitzel: Weltmacht oder Untergang. Die Weltreichslehre im Zeitalter des Imperialismus, Paderborn: Schöningh 1999; Ulrike Jureit: Das Ordnen von Räumen. Territorium und Lebensraum im 19. und 20. Jahrhundert, Hamburg: Hamburger Edition 2012.

Ich übernehme den treffenden Ausdruck von Uladzislau Belavusau: Armenian Genocide v. Holocaust in Strasbourg: Trivialisation in Comparison, hier aus http://www.verfassungsblog.de/de/armenian-genocide-v-holocaust-in-strasbourg-trivialisation-in-comparison/#.Uv3-pBY3td1 [Zugriff 14.02.2014], flankierend zu ders.: Historical Revisionism in Comparative Perspective: Law, Politics, and Surrogate Mourning, in: EUI Legal Research Paper Series, 13, 2012.

Snyder, Das Bild ist größer, als man denkt.

Diese beiden Punkte verhandle ich im genannten Artikel (Deutschsowjetische Bloodlands?).

Ernst Nolte: Vergangenheit, die nicht vergehen will. Eine Rede, die geschrieben, aber nicht gehalten werden konnte, zunächst in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 6. Juni 1986, hier nach Rudolf Augstein (Hrsg.): „Historikerstreit“. Die Dokumentation der Kontroverse um die Einzigartigkeit der nationalsozialistischen Judenvernichtung, München u.a.: Piper 1987, S. 39-47, hier: 45.

Zit. n. Johannes Hürter: Gewalt, nichts als Gewalt, in: Journal of Modern European History, 10(4), 2012, S. 447-451, hier: 450.

Zu diesem konkret Aleida Assmann, Ute Frevert: Geschichtsvergessenheit, Geschichtsversessenheit. Vom Umgang mit deutschen Vergangenheiten nach 1945, Stuttgart: dva 1999, S. 272, sowie Aleida Assmann: Geschichte im Gedächtnis. Von der individuellen Erfahrung zur öffentlichen Inszenierung, München: C.H. Beck 2007, S. 58ff.; ferner, wie oben, Frölich et al. (Hrsg.), Das Unbehagen an der Erinnerung – Wandlungsprozesse im Gedenken an den Holocaust.

Herfried Münkler: Der Große Krieg. Die Welt 1914-1918, Berlin: Rowohlt 2014, S. 756.

Christopher Clark: Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600-1947, Berlin: Pantheon 2006, S. 761ff. und 781f. Es ist im Übrigen ganz bemerkenswert, dass mit dem Australier Clark abermals ein nicht-deutscher Historiker wie selbstverständlich und zu Snyders Einlassungen sehr passförmig erkennt, was früher als Merkmal der Renegatenliteratur galt, dass nämlich nicht die BRD, sondern analog zu „den Nachfolgestaaten der Sowjetunion“ vielmehr „das SED-Regime in der DDR als Fortsetzung des Dritten Reiches zu betrachten“ sei (so schon Hans Mommsen: Nationalsozialismus und Stalinismus. Diktaturen im Vergleich, in: Eckhard Jesse (Hrsg.): Totalitarismus im 20. Jahrhundert. Eine Bilanz der internationalen Forschung, Baden-Baden: Nomos 1999, S. 505-515, hier: 505.)

Siehe dazu ebenso ausführlich wie unbefangen ebd. (Preußen).

R. M. Dougless: „Ordnungsgemäße Überführung“: Die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg, München: C.H. Beck 2012.

Alexander und Margarete Mitscherlich: Die Unfähigkeit zu trauern: Grundlagen kollektiven Verhaltens, München: Piper 1968. Dies politiktheoretisch wendend Huhnholz/Fischer, Amnesie und Antizipation.

Andreas Kossert: Kalte Heimat. Die Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945, München: Siedler 2008.

Siehe nur Andreas Kossert: Masuren. Ostpreußens vergessener Süden, München: Siedler 2001, insb. S. 9ff.

Bernhard Giesen: Triumph and Trauma, London: Boulder 2004, S. 123 – meine Herv., SH.

Dass Nolte diverse totalitäre Mordpraktiken verglich, ist bekannt. Die ‚andere‘ Seite ist, wenngleich unintendiert, bei Habermas über ein Zitat aus dem „bemerkenswerten“ Aufsatz des jungen Karl Schlögel dokumentiert, den Habermas seinerzeit in Eine Art Schadensabwicklung (in: ders.: Eine Art Schadensabwicklung. Kleine politische Schriften VI, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1987, S. 115-158, hier: 152) wie folgt zitierte: „Es waren die Panzer und Todesfabriken der Deutschen, die Mitteleuropa entvölkert und bis zur Unkenntlichkeit verändert haben. Die Vernichtung des mitteleuropäischen Judentums, die Versklavung der Völker dieses Raums, die Ermordung der polnischen und tschechischen Intelligenz, die Betrachtung aller Slawen als Arbeitsvieh und die systematische Vernichtung der sowjetischen Kriegsgefangenen“, kurzum, fast alles, was Snyder jüngst in Bloodlands um sowjetische Beispiele zu ergänzen verstand, was Schlögel auflistete und in einem Satz kommentierte, den man bei Snyder vielfach ähnlich liest: „Das deutsche Verbrechen hat einen ziemlich genauen Ort: Ostmitteleuropa war die Todeszone des gesamten NS-Reiches. Gerade weil dieses Bewusstsein gehoben werden soll, besteht auch die Chance, von den Verbrechen, die an der deutschen Zivilbevölkerung in Ostmitteleuropa begangen wurden, von der Massenaustreibung der Deutschen zu sprechen. […] Einer Geschichte kann nur gerecht werden, wer sich wenigstens auf alle Prozeßbeteiligten einläßt.“

Siehe nur Peter Reichel: Auschwitz, in: Etienne Francois, Hagen Schulze (Hrsg.): Deutsche Erinnerungsorte, Bonn: BpB 2005, S. 309-331, hier: 309 („ortlose Orte“). Die Verwendung dieser Fiktion reicht bis ins höchste Staatsamt, war es doch Richard von Weizsäcker, der in seiner „so ehrenhaften Rede zum 8. Mai 1985 von sechs Millionen in Konzentrationslagern ermordeten Juden sprach“, so Eberhard Jäckel: Die elende Praxis der Untersteller, hier nach: Augstein (Hrsg.), „Historikerstreit“, S. 115-122, hier: 119.

Judt, The Past is Another Country.

Siehe nur Christian Lekon: Das Motiv der Zeit bei der Legitimation von Kolonialimperien: Die Briten (und Römer) in Jemen, Kongo und China, 1899-1951, in: Herfried Münkler, Eva Marlene Hausteiner (Hrsg.): Die Legitimation von Imperien. Strategien und Motive im 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main: Campus 2012, S. 110-130. Zur politischen Romantik zumal des NS Rüdiger Safranski: Romantik. Eine deutsche Affäre, Frankfurt am Main: Fischer 2009, insb. S. 348-369. Zudem Michel Foucault: Von anderen Räumen (1967), in: Jörg Dünne, Stephan Günzel (Hrsg.): Raumtheorie, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2006, S. 317-329.

So die Formulierungen Michael Geyers über „The Place of the Second World War in German Memory and History“, zit. n. Jan Werner Müller: Introduction: the Power of Memory, the Memory of Power and the Power over Memory, in: ders. (Hrsg.): Memory and Power in Post-war Europe. Studies in the Presence of the Past, Cambridge: Cambridge UP 2002, S. 1-35, hier: 5.

Neben oben schon genannten Beispielen mag hierfür die von Ganzenmüller, Stalins Völkermord?, S. 154f., herangezogene Hypothese gelten, im Gegensatz zur von den „Nationalsozialististen verwandten erhebliche[n] Mühe“, ihre „Opfergruppen möglichst klar zu definieren“ und zumal die „Kategorie ‚Jude‘ eindeutig zu bestimmen“, seien die stalinistischen „Kategorien ‚Kulak‘ oder ‚Volksfeind‘ unscharf, und die Bolschewiki unternahmen auch keine Anstrengungen, diesen Feindbildern deutlichere Konturen zu geben.“

Insb. sichtbar bei Sybille Steinbacher: Befriedung der Erinnerung?, in: Journal of Modern European History 10(4), 2012, S. 434-439.

Z.B. Snyder, Commemorative Causality, S. 77; ders., Das Bild ist größer, als man denkt, S. 15.

Dazu knapp und deutlich Jörg Baberowski: Zwischen den Imperien, in: DIE ZEIT, Nr. 12, 13. März 2014, S. 52.

Snyder, Commemorative Causality, S. 81. Zu vermuten steht also, dass die Gründung des Einwanderungsstaates Israel zur weitgehend unwidersprochenen Anverwandlung der jüdischen Katastrophenerfahrung beigetragen haben dürfte.

Unter anderen Ian Kershaw (Nationalsozialistische und stalinistische Herrschaft. Möglichkeiten und Grenzen des Vergleichs, in: Jesse (Hrsg.), wie oben, S. 213-222, hier: 217) hat die analytisch-empirischen Einzigartigkeitsmerkmale des Nationalsozialismus herausgestellt (insb. die auf jedes Individuum einer bestimmten Gruppe ausgerichtete Mordabsicht; politische Koalition aus Kleinbürgertum und Weltanschauungselite u.a.m.). Sie aber sind nicht identisch mit dem, was „Singularität des Holocaust“ genannt wird, nämlich der in meist normativ-theoretischer Absicht herausgestellten Funktion der „industriellen“ oder „fabrikmäßigen Tötungen“ und/oder des dafür gefundenen Symbols „Auschwitz“, deren Übertragung in „quantitative[…] Dimensionen des nationalsozialistischen Völkermords“ hingegen im Sinne einer empirischen „Einzigartigkeitsthese ersichtlich falsch ist. […] Die von Jürgen Habermas im Historikerstreit ‚postulierte Singularität des Faschismus deutscher Provenienz‘“ und das „sprachvorschriftsgemäße Beharren auf dieser Einzigartigkeit wurde zu einer kognitiv leeren Emphase […] auf der Suche nach Gelegenheit ihrer Füllung“. Der historiographische Gegner entsprechender normativer Erwartungsanforderungen an die Vergangenheit „verbleibt damit bestenfalls in der Rolle eines emanzipationsbehinderten und ideologiekritikbedürftigen Diskurskandidaten“, so unmissverständlich Lübbe, Vom Parteigenossen zum Bundesbürger, S. 96f. und 129.

So die Kommentierung Jürgen Habermas’ zur deutschen Einheit: Die nachholende Revolution (Kleine politische Schriften VII), Frankfurt am Main: Suhrkamp 1990, wobei offensichtlich ist, dass es sich um eine sozusagen westdeutsche Variante der Fukuyama-These vom Ende der Geschichte handelt, da beide, Habermas und Fukuyama, explizit postrevolutionäre Diagnosen mithilfe eines liberalisierten Historischen Materialismus stellen, dazu ausführlicher Sebastian Huhnholz: Abschied vom Wandel? Zum postdemokratischen Status des Topos „Ende der Geschichte“, in: Olaf Briese et al. (Hrsg.): Die Aktualität des Apokalyptischen. Zwischen Kulturkritik und Kulturversprechen, Würzburg: Königshausen & Neumann (i.E. 2015).

Reinhart Koselleck: Deutschland – Eine verspätete Nation?, in: ders.: Europäische Umrisse deutscher Geschichte, Hei­delberg: Manutius 1998, S. 37-78, S. 73.

Vgl. ebd. – meine Herv., SH.

Ebd., S. 43; siehe samt Kritik just dazu im Kontext kurzerhand Jürgen Habermas: Philosophisch-politische Profile. Erweiterte Ausgabe, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1984, S. 127ff.

Klaus Eder: Geschichte als Lernprozeß? Zur Pathogenese politischer Modernität in Deutschland, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1991, S. 480.

Doug Bandow: Bankrupt Empire (2010), hier nach und dazu dann Sebastian Huhnholz: Krisenimperialität. Romreferenz im US-amerikanischen Empire-Diskurs, Frankfurt am Main und New York: Campus 2014, S. 360. Radikal auch Claus Offe: Selbstbetrachtungen aus der Ferne. Tocqueville, Weber und Adorno in den Vereinigten Staaten, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2004. Zu Hegels Diktum siehe dessen Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte (Orig. 1830ff.; = Werke, Bd. 12), Frankfurt am Main: Suhrkamp 1986, S. 107ff.

Dana Giesecke, Harald Welzer: Das Menschenmögliche. Zur Renovierung der deutschen Erinnerungskultur, Hamburg: Edition Körber 2012, S. 8.

Maier, Leviathan 2.0, S. 114f.

Snyder, Commemorative Causality, S. 80.

Der „Historikerstreit“, so Snyder (Das Bild ist größer, als man denkt, S. 16), „kann kein Gerüst für eine transnationale Geschichte des Holocaust sein, denn man würde die Diskussion verdeutschen, noch bevor sie überhaupt geführt werden kann“.

Habermas, Eine Art Schadensabwicklung, Zitat S. 118.

Vgl. Steinbacher, Befriedung der Erinnerung.

Habermas, Eine Art Schadensabwicklung, S. 131.

Ebd., passim, Zitate S. 120, 130, 122.

Siehe Augstein (Hrsg.), „Historikerstreit“.

„Man soll alle Verbrechen betrachten.“ Timothy Snyder im Gespräch mit Michael Freund, in: „Der Standard“ vom 18. Oktober 2011, hier entnommen unter http://derstandard.at/1318726070954/Hitler-und-Stalin-Man-soll-alle-Verbrechen-betrachten, Zugriff 20. Januar 2014.

Karsten Fischer: Das unsichtbare Dritte: Demokratie und Totalitarismustheorie in Ernst Noltes philosophischer Geschichtsschreibung, in: Leviathan. Zeitschrift für Sozialwissenschaft, 23(4), 1995, S. 580-596, hier: 581.

Dazu wie oben Huhnholz, Abschied vom Wandel?

Snyder, Das Bild ist größer, als man denkt, S. 16.

Vgl. Snyder, Commemorative Causality, S. 77.

Huhnholz, Krisenimperialität, S. 241.