50 Jahre nach dem Putsch in Chile: „Das verschwundene Meer“ in deutscher Übersetzung

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In dieser Woche, am 11. September, jährte sich zum 50. Mal der Militärputsch gegen die Regierung von Salvador Allende. Es ist ein einschneidender historischer Moment, tief eingegraben nicht nur in das Bewusstsein Lateinamerikas. Der Roman „Das verschwundene Meer“ (El desierto) von Carlos Franz beschäftigt sich eindringlich mit dem Putsch und seinen gravierenden gesellschaftlichen Folgen.

Für viele Menschen weltweit verkörperte die Regierung Allende die Hoffnung auf eine gerechte Gesellschaft und die Überwindung von Armut und Ausbeutung auf demokratischem Wege. Der Putsch setzte diesen Hoffnungen ein jähes Ende. Unter der anschließenden 17-jährigen Militärjunta des Diktators Augusto Pinochet verschwanden nicht nur Demokratie und Gerechtigkeit, sondern auch tausende Menschen. Sie wurden von den Sicherheitskräften heimlich verhaftet und entführt, viele gefoltert und ermordet. Die Angehörigen wurden über den Verbleib dieser „Desaparecidos“ im Unklaren belassen.

Carlos Franz' Roman zeigt, wie der brutale Zynismus der Macht bis in alle menschlichen Beziehungen eindringt. Mario Vargas-Llosa nannte ihn einen der „originellsten Romane, die die moderne lateinamerikanische Literatur hervorgebracht hat.“ Zum Jahrestag des Putsches ist dieser Roman nun endlich auch auf Deutsch erschienen, übersetzt von Lutz Kliche in einer Sprache, die dem markanten Ton des Originals auf wunderbare Weise gerecht wird. Am IWM schätzen wir uns glücklich, dass ein erheblicher Teil der Übersetzung im Jahr 2021 am Institut entstand.

Anlässlich des Jahrestages empfehlen wir den epochalen Roman von Carlos Franz und gratulieren Lutz Kliche zur großartigen Resonanz auf seine Übersetzung!

Hören Sie hier eine Kritik des Buches im Deutschlandfunk, vorgestellt von Marko Martin.

Carlos Franz
Das verschwundene Meer
Roman
Aus dem chilenischen Spanisch von Lutz Kliche

ca. 480 S., Flexcover, 135 × 210 mm
ISBN 978-3-96311-826-5

Erschienen: August 2023