Identität, Diversität, Postkolonialismus: Neue Herausforderungen für das Übersetzen von Literatur

Lecture

Über viele Jahre ist das Übersetzen im Literaturbetrieb – bei Verlagen, im Feuilleton, bei  Autor:innen und Leser:innen – nicht seiner Bedeutung entsprechend gewürdigt worden. Während dieses Defizit glücklicherweise langsam korrigiert und die zentrale Rolle wahrgenommen wird, die das Übersetzen für die Entstehung internationaler Literatur spielt, sehen sich die Übersetzenden mit neuen Herausforderungen konfrontiert: Aktuelle Debatten um Identität, Diversität und das viel zitierte „Gendern“, die  Ausdruck allgemeiner sprachlicher Verunsicherung sind, betreffen gerade auch die Arbeit der Literaturübersetzenden.


Nicht erst seit der teilweise schrill geführten Debatte um Amanda Gormans „The Hill We Climb“ sehen sich Übersetzende mit einer Fülle neuer Fragen konfrontiert. Gefordert ist eine erhöhte Sensibilität für die Übersetzung von Texten anderer Kulturen und für postkoloniale Zusammenhänge. Nicht selten stellt sich dabei die Frage, ob Entscheidungen zugunsten von Texttreue oder im Sinne politischer Korrektheit zu treffen sind.


Die Diskutant:innen waren Susann Urban, Lutz Kliche und Michael Kegler, „Visiting Fellows“ des IWM im Jahr 2021. Sie übersetzen seit vielen Jahren die Literaturen außereuropäischer Kulturen. In kurzen Statements skizzierten sie ihre Erfahrungen mit den aktuellen Herausforderungen des Übersetzens und diskutierten diese im Gespräch mit IWM Permanent Fellow Ludger Hagedorn.