Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde das liberal-demokratische Modell westlicher Prägung alternativlos. Heute zerbrechen weltweit Demokratien vor unseren Augen, zersetzt von Populismus, Nationalismus und der Abkehr von freiheitlichen Werten – gerade auch in Osteuropa. Warum hat der Westen seine Strahlkraft verloren? In ihrer brillanten Analyse zeigen Ivan Krastev und Stephen Holmes, dass das seinerzeit ausgerufene »Ende der Geschichte« in Wahrheit ein Zeitalter der Nachahmung einläutete. Drei Jahrzehnte lang sah sich der Osten gezwungen, den Westen zu imitieren, und versank in Gefühlen der Unzulänglichkeit, Abhängigkeit und des Identitätsverlusts. Inzwischen hat das Vorbild seine moralische Glaubwürdigkeit verloren – und ein gefährliches Wertevakuum geschaffen.
Ivan Krastev, geboren 1965 in Bulgarien, ist Vorsitzender des Centre for Liberal Strategies in Sofia und Permanent Fellow am IWM, wo er den Schwerpunkt “Die Zukunft der Demokratie” leitet. Der vielfach preisgekrönte Autor schreibt für die internationale Ausgabe der New York Times. 2020 gewann er den Jean-Améry-Preis für europäische Essayistik.
Stephen Holmes, 1948, ist Autor mehrerer Bücher und Professor der Rechtswissenschaften an der NYU School of Law. Zuvor lehrte er u.a. in Harvard. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte des Liberalismus und die Enttäuschungen infolge der Demokratisierung kommunistischer Regime. Er erhielt das renommierte Guggenheim-Stipendium.