Reden wir über Reinheit: Normen, Körper, Bilder

Lecture III: Reine Anschauung
Lecture

Im dritten Teil meiner Vortragsreihe geht es um ein besonderes Quellenmaterial über Vorstellungen von Reinheit, nämlich Werbung. Weil Bilder der Reinheit vor allem Bilder weiblicher Körper und der in ihnen enthaltenen Flüssigkeiten sind, bewegen sie sich in einer besonderen Spannung zwischen Idealisierung, Versachlichung und erotischer Aufladung. Wo und wie werden sie als Verkaufsargument eingesetzt? Werbung ist so etwas wie das Schmuddelkind der kulturwissenschaftlichen Aufmerksamkeit. Bunte Bild-Text-Kombinationen, die dafür gemacht waren, ihren Betrachtern Waren und Dienstleistungen anzupreisen, gibt es seit dem ausgehenden Mittelalter; ihren grossen Aufschwung haben sie mit neuen Vervielfältigungstechniken am Ende des 19. Jahrhunderts erlebt, als sie ihre heutige Gestalt erhielten. Die demonstrative kommerzielle Absicht dieser Inszenierungen hat sie für Wissenschaftler lange anrüchig gemacht – als historische Quellen systematisch untersucht werden sie erst seit etwa 30 Jahren. Aber Werbung ist keine Nebensache, sondern Kontrolle über Aufmerksamkeit im öffentlichen Raum und Ausdruck realer ökonomischer und politischer Machtverhältnisse. Was lässt sich über die jeweiligen Wechselwirkungen zwischen abstrakten Konzepten und konkreten visuellen Umsetzungen lernen, wenn man über die religiöse Prägung von Werbung im 21. Jahrhundert nachdenkt – und über ihr Versprechen, Reinheit zu verkaufen?

Valentin Groebner ist ein österreichischer Historiker für mittelalterliche Geschichte.
Er studierte in Wien, Marburg und Hamburg und promovierte 1991 in Bielefeld. Er war Assistent am Historischen Seminar der Universität Basel und hat sich 1998 an der Universität Basel habilitiert.
1996/97 war er Fellow am Berliner Wissenschaftskolleg, 1999 Jean Monnet-Fellow am Europäischen Hochschulinstitut Florenz, 1999/2000 Visiting Professor am Department of History of Art an der Harvard University und im Frühjahr 2001 professeur invité an der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales in Paris. 1999 bis 2001 war Mitglied der Arbeitsgruppe “The Moral Authority of Nature” und im Sommer 2001 Visiting Fellow am Max Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin; seither hat er verschiedene Lehraufträge in der Schweiz und den USA innegehabt.
Seit März 2004 lehrt er als Professor für Geschichte des Mittelalters und der Renaissance an der Universität Luzern. Im Frühjahr 2014 war er Gastwissenschaftler im Forschungsprojekt „Bild-Evidenz“ der FU Berlin. Er ist Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte.

 

Lecture I: Reine Ursprünge
12. Juni, 2018, 18:00 Uhr

Lecture II: Reine Körper
19. Juni, 2018, 18:00 Uhr

Agenda

Im dritten Teil meiner Vortragsreihe geht es um ein besonderes Quellenmaterial über Vorstellungen von Reinheit, nämlich Werbung. Weil Bilder der Reinheit vor allem Bilder weiblicher Körper und der in ihnen enthaltenen Flüssigkeiten sind, bewegen sie sich in einer besonderen Spannung zwischen Idealisierung, Versachlichung und erotischer Aufladung. Wo und wie werden sie als Verkaufsargument eingesetzt? Werbung ist so etwas wie das Schmuddelkind der kulturwissenschaftlichen Aufmerksamkeit. Bunte Bild-Text-Kombinationen, die dafür gemacht waren, ihren Betrachtern Waren und Dienstleistungen anzupreisen, gibt es seit dem ausgehenden Mittelalter; ihren grossen Aufschwung haben sie mit neuen Vervielfältigungstechniken am Ende des 19. Jahrhunderts erlebt, als sie ihre heutige Gestalt erhielten. Die demonstrative kommerzielle Absicht dieser Inszenierungen hat sie für Wissenschaftler lange anrüchig gemacht – als historische Quellen systematisch untersucht werden sie erst seit etwa 30 Jahren. Aber Werbung ist keine Nebensache, sondern Kontrolle über Aufmerksamkeit im öffentlichen Raum und Ausdruck realer ökonomischer und politischer Machtverhältnisse. Was lässt sich über die jeweiligen Wechselwirkungen zwischen abstrakten Konzepten und konkreten visuellen Umsetzungen lernen, wenn man über die religiöse Prägung von Werbung im 21. Jahrhundert nachdenkt – und über ihr Versprechen, Reinheit zu verkaufen?

Valentin Groebner ist ein österreichischer Historiker für mittelalterliche Geschichte.
Er studierte in Wien, Marburg und Hamburg und promovierte 1991 in Bielefeld. Er war Assistent am Historischen Seminar der Universität Basel und hat sich 1998 an der Universität Basel habilitiert.
1996/97 war er Fellow am Berliner Wissenschaftskolleg, 1999 Jean Monnet-Fellow am Europäischen Hochschulinstitut Florenz, 1999/2000 Visiting Professor am Department of History of Art an der Harvard University und im Frühjahr 2001 professeur invité an der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales in Paris. 1999 bis 2001 war Mitglied der Arbeitsgruppe “The Moral Authority of Nature” und im Sommer 2001 Visiting Fellow am Max Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin; seither hat er verschiedene Lehraufträge in der Schweiz und den USA innegehabt.
Seit März 2004 lehrt er als Professor für Geschichte des Mittelalters und der Renaissance an der Universität Luzern. Im Frühjahr 2014 war er Gastwissenschaftler im Forschungsprojekt „Bild-Evidenz“ der FU Berlin. Er ist Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte.

Lecture I: Reine Ursprünge
12. Juni, 2018, 18:00 Uhr

Lecture II: Reine Körper
19. Juni, 2018, 18:00 Uhr